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Weitere Hürde genommen

Neuruppin, 11. Mai 2020
Wie das IMPP (Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen) mitteilt, haben von den 42 zum zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (M2) angetretenen Medizinstudierenden des ersten Jahrgangs der MHB 40 das 2. Staatsexamen erfolgreich bestanden. Insgesamt nahmen deutschlandweit 28 Medizinische Fakultäten und 2.682 Medizinstudierende an dem vom IMPP ausgerichteten zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung teil. Im Vorfeld hatten sich die Studierenden der MHB gegen eine coronabedingte Verschiebung der M2-Prüfungen ausgesprochen und durch persönliches Engagement schließlich das Landesprüfungsamt überzeugt, das Examen unter Beachtung der gebotenen Abstands- und Hygieneregeln dennoch durchzuführen.
„Wir möchten allen Studierenden gratulieren, die diese Hürde auch unter erschwerten Rahmenbedingungen erfolgreich gemeistert haben. Das ist wirklich bemerkenswert! Bemerkenswert ist auch, dass alle 42 Studierenden die Prüfung innerhalb der Regelstudienzeit absolviert haben, was in der Medizin nicht häufig vorkommt. Die Ergebnisse der richtig beantworteten Fragen unserer Studierenden liegen im Durchschnitt im direkten Vergleich knapp hinter denen der anderen Hochschulen. Allerdings sind diese Ergebnisse aufgrund des Fehlens einiger Hochschulen und der unterschiedlichen Referenzgruppen statistisch nur schwer zu vergleichen. Wir werden dennoch die Ergebnisse analysieren und prüfen, wo wir uns zum einen in der Lehre weiter verbessern und mit welchen Maßnahmen wir zum anderen unsere Studierenden bei der Vorbereitung auf dieses Examen zukünftig noch besser unterstützen können", sagt Prof. Edmund Neugebauer, Präsident der MHB, in einer ersten Stellungnahme.
Für MHB gestritten und geworben
„Das erste M2-Staatsexamen ist ein besonderes Ereignis für die Fakultät wie für die MHB im Ganzen! Als erstes möchte ich deshalb allen 40, die diese Prüfung jetzt erfolgreich abgeschlossen haben, herzlich gratulieren! Sie haben gemeinsam mit denen, die jetzt noch nicht erfolgreich dabei waren, diese Hochschule mit aufgebaut, begleitet und geprägt, und sie haben gezeigt, dass das vielfach kritisch betrachtete Wagnis dieser Hochschulgründung gerechtfertigt ist. Dieser erste Jahrgang Medizinstudierender hat ein gerütteltes Maß der Schwierigkeiten und Herausforderungen, aber auch der Unkonventionalität und hoffentlich der Freuden, ein solches Studium aufzubauen, erlebt. Sie haben mit uns für diese Hochschule gestritten und geworben, sie haben sich für sie eingesetzt, auch dann, wenn das schwierig war. Sie haben dabei gewiss Vieles gelernt, was an anderen Hochschulen nicht möglich wäre – manches davon didaktisch konzipiert, manches unvorhergesehen. Mit dem 2. Medizinischen Staatsexamen halten die ersten Medizinstudierenden der MHB nun den sichtbaren Erfolg dieses Weges in der Hand und gehen ihren ärztlichen Weg nun zunehmend auf eigenen Füßen weiter“, gratuliert auch Prof. Markus Deckert, Dekan der Fakultät für Medizin und Psychologie.

„Statistisch gesehen sind die Ergebnisse zumindest auf den ersten Blick recht eindeutig, auf den zweiten Blick zeigt sich allerdings auch, dass die Ergebnisse auch mit Vorsicht zu genießen und erklärungsbedürftig sind. Die Mittelwerte liegen eng beieinander, die Standardabweichungen überschneiden sich erheblich, auch noch mit der Fakultät, die die Tabelle anführt – statistisch ein Zeichen dafür, dass der Unterschied zwischen den Fakultäten wahrscheinlich zum größten Teil zufallsbedingt ist und dass wir mit unseren Ergebnissen in der Standardverteilung der staatlichen Fakultäten liegen - und dass, obwohl wir mit einer ganz anderen Vorauswahl begonnen und im Studium selbst ganz andere Schwerpunkte als MC-Prüfungen gesetzt haben. Als Note entspricht der Mittelwert der MHB der aller anderen Fakultäten in der IMPP-Auswertung: einem ‚befriedigend‘. Für eine Neueinsteigerin hat sich die MHB im Vergleich also hervorragend geschlagen und hat den Eintritt in die Liga geschafft! Als Hochschule nehmen wir die Lehre mit, dass wir zwar noch weit zu gehen haben, dass wir aber auf dem richtigen Weg sind", so Deckert weiter.
Persönliche Eignung und Motivation für den ärztlichen Beruf
"Allerdings wird es auch weiterhin nicht unser Ziel sein, nur die Studierenden mit den besten schriftlichen Prüfungsergebnissen zu haben. Neben der Vermittlung des theoretischen Wissens legen wir einen besonderen Wert auf die praktischen Tätigkeiten und die Interaktion mit den Patient*innen. Daher suchen wir die Studierenden ja auch weniger nach Abiturnoten, und mehr nach persönlicher Eignung und Motivation für den ärztlichen Beruf aus. In dem abschließenden dritten Abschnitt der ärztlichen Prüfung, der im Anschluss an das jetzt geplante PJ stattfindet und der aus einem mündlich-praktischen Teil in den Kliniken besteht, können unsere Studierenden ihre Stärken in besonderem Maße unter Beweis stellen. Aber schon heute freuen wir uns, dass wir mit dem Absolvieren dieser M2-Prüfung den ersten an der MHB ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten für das Land Brandenburg erneut einen Schritt nähergekommen sind“, ergänzt Neugebauer weiter.
Stärkung der Allgemeinmedizin und kommunikativer Kompetenzen
„Wir sind für unser innovatives, wissenschaftsbasiertes und praxisorientiertes Medizinstudium in den vergangenen Monaten und Jahren sehr häufig gelobt worden. Viele Punkte, die im von Bund und Ländern gemeinsam entwickelten „Masterplan Medizinstudium 2020“ für die Ausbildung der nächsten Ärzt*innengeneration beschlossen wurden, wie etwa die Stärkung der Allgemeinmedizin und kommunikativer Kompetenzen, eine frühere und größere Praxisnähe, die Verknüpfung theoretischer Grundlagen mit klinischen Inhalten oder die interprofessionelle Ausbildung, werden bereits heute von der MHB erfüllt. Auch unser individuelles Aufnahmeverfahren, bei dem Persönlichkeit, Leistungsbereitschaft und Motivation für den Arztberuf mehr zählen als Abiturnoten, entspricht schon heute den im Masterplan 2020 formulierten und auch vom Verfassungsgericht jüngst geforderten Kriterien. Darüber hinaus werden soziale und kommunikative Fähigkeiten sowie vorherige Tätigkeiten in medizinnahen Bereichen stärker gewichtet. Es werden Bewerber*innen bevorzugt, die Arzt oder Ärztin werden wollen, sich für Menschen interessieren und sich eine Berufstätigkeit im Land Brandenburg vorstellen können“, erläutert Neugebauer die Besonderheiten der MHB.
Die Medizinstudierenden der MHB hatten im April 2015 ihr Studium begonnen. Brandenburg war bis zur Gründung der MHB das einzige Flächenland Deutschlands, in dem es kein eigenes Medizinstudium gab und in dem keine Ärzt*innen ausgebildet wurden. Gemeinsam mit weiteren kommunalen und kirchlichen Partnern übernahmen Ärzte und Kliniken gesellschaftliche Verantwortung und initiierten 2014 die Gründung der ersten medizinischen Fakultät im Land Brandenburg. Die Gründung der MHB erfolgte vor dem Hintergrund des bestehenden Ärzt*innenmangels. Ziel war und ist es, neue Ärzt*innen (und Psycholog*innen) fürs Land zu gewinnen und damit aktiv einen Beitrag zur Behebung des Ärzt*innenmangels und zur bestmöglichen Patient*innenversorgung im Land Brandenburg zu leisten.
Zum Hintergrund der ärztlichen Prüfung
Die ärztliche Prüfung besteht im ersten Abschnitt (M1) aus einem schriftlichen und einem mündlich-praktischen Teil. Der zweite Abschnitt der ärztlichen Prüfung (M2) wird vor Beginn des praktischen Jahrs (PJ) abgelegt, im Regelfall nach dem 10. Fachsemester, und besteht aus einer schriftlichen Prüfung, die an drei aufeinanderfolgenden Tagen stattfindet, im Multiple-Choice-Verfahren durchgeführt wird und 320 Fragen enthält. Der dritte und letzte Abschnitt der ärztlichen Prüfung (M3) findet nach Beendigung des PJ an zwei aufeinanderfolgenden Tagen als mündlich-praktischer Teil in den Hochschulkliniken und direkt am Patienten statt.
Mit Bestehen dieser Prüfung erwerben die Medizinstudierenden die Voraussetzung für die Beantragung der Approbation zur Ausübung der ärztlichen Tätigkeit.