Brandenburger Endokarditis Register
Was ist ein Endokarditis-Register?
Wie häufig kommt Endokarditis im Brandenburg vor? Was sind die Ursachen dieser Erkrankung? Wie ist die Erreger und Resistenzlage im Brandenburg? Wer steht besonders unter Risiko? Wie erfolgt die Endokarditis-Prävention in Brandenburg? Welche Therapien bekommen Patient*innen und wie oft ist diese leitliniengerecht? Wie verläuft die Krankheit und welche Komplikationen entstehen dadurch?
Das 2020 initiierte Brandenburger Endokarditis-Register der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) sammelt diese Informationen unter strenger Beachtung des Datenschutzes in einer Datenbank und bereitet sie auf.
Was ist Endokarditis?
Endokarditis ist eine, oft bakteriell verursachte Entzündung des Endokards (Herzinnenwand) und betrifft v. a. die Herzklappen. Eine Bakteriämie mit Staphylokokken, Streptokokken oder Enterokokken ist häufig der Auslöser.
Seltene Formen:
- Rheumatische Endokarditis
- Pilzinfektionen
Typische Symptome
Zu Beginn sind die Symptome oft sehr unspezifisch. Hierzu gehören allgemeine Schwäche, Leistungsabfall, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, später noch Fieber und Schüttelfrost.
Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung zeigen sich Tachykardie (Herzrasen), Dyspnoe (Luftnot), Lungenödem.
Extrakardiale Symptome und Komplikationen:
- Ggf. septische cerebrale Embolien (Schlaganfall-Symptome)
- Ggf. Enzephalitis (Wesensveränderung)
- Ggf. schmerzlose Haut-Einblutungen (Janeway Läsionen)
- Ggf. schmerzhafte Knötchen und Einblutungen v.a. an Finger und Zehen (Osler Knötchen)
- Ggf. Milzinfarkt
- Ggf. Niereninfarkt, ggf. Glomerulonephritis
Diagnostik
Aufgrund der zu Beginn oft unspezifischen Symptome und nicht selten dem Vorhandensein eines anderen, zunächst im Vordergrund stehenden Infektionsherdes (eitrige Zahnwurzel, Spondylodiszitis, …) erfolgt die Diagnose oft erst spät. Die Diagnosestellung erfolgt anhand der modifizierten DUKE-Kriterien.
Die Bestätigung der finalen Diagnose erfolgt i.d.R. in spezialisierten Herzzentren und dem Endokarditis-Team unter Hilfenahme vom Blutkulturen und bildgebenden Verfahren (Transösophageale Echokardiographie, CT, PET-CT,…).
Therapie
Bei dringendem Verdacht auf eine Endokarditis erfolgt nach Blutkulturabnahme zunächst eine kalkulierte antibiotische Therapie und später nach Keim-Nachweis eine Resistogramm-gerechte antibiotische Therapie. Bei fortgeschrittener Erkrankung, aggressivem Verlauf und speziellen Indikationen ist häufig eine chirurgische Sanierung und Austausch der Herzklappe nach Entfernung des gesamten infizierten Gewebes erforderlich.
Leitlinie und weiterführende Informationen:
https://academic.oup.com/eurheartj/article/36/44/3075/2293384
https://leitlinien.dgk.org/files/10_2015_pocket_leitlinien_infektioese_endokarditis.pdf
Historie
In den letzten Jahren wurden eine zunehmend Zahl von Endokarditisfällen beobachtet. Es fehlte jedoch bisher Deutschlandweit an einem zentralen Erfassungsinstitut. Das Brandenburger Endokarditis Register wurde 2020 an der Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB) und dem Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg Universitätsklinikum der MHB initiiert.
Weiterführende Informationen:
https://drks.de/search/de/trial/DRKS00023423
Kooperierende Zentren
- Universitätsklinikum Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg (UIKB)
- Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel (UKB)
- Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (ukrb)
- Sana-Herzzentrum Cottbus
- Oberhavel Kliniken GmbH - Klinik Hennigsdorf
- Alexianer St. Josefs-Krankenhaus Potsdam-Sanssouci
Aktuelle Publikationen des Registers:
Ostovar R, Schroeter F, Kuehnel RU, Erb M, Filip T, Claus T, Albes JM. Endocarditis: An Ever Increasing Problem in Cardiac Surgery. Thorac Cardiovasc Surg. 2019 Dec;67(8):616-623. doi: 10.1055/s-0039-1688475. Epub 2019 May 1. PMID: 31042804.
Ostovar, R. Frühoperation bei Patienten mit infektiöser Endokarditis und intrakranieller Blutung. Ein Wagnis?. Z Herz- Thorax- Gefäßchir (2021). https://doi.org/10.1007/s00398-021-00432-3
Ostovar R, Schroeter F, Erb M, Kuehnel RU, Hartrumpf M, Albes JM. Endocarditis: Who Is Particularly at Risk and Why? Ten Years Analysis of Risk Factors for In-hospital Mortality in Infective Endocarditis. Thorac Cardiovasc Surg. 2022 Jul 4. doi: 10.1055/s-0042-1748950. Epub ahead of print. PMID: 35785809.
Ostovar, R.; Zinab, F.S.; Schröter, F.; Hartrumpf, M.; Fritzsche, D.; Albes, J.M. Does Age Influence the Preoperative Condition and, Thus, the Outcome in Endocarditis Patients? J. Clin. Med. 2023, 12, 822. PMID: 36769471.
Ostovar R, Albes JM. Unfortunate accidental twins: case reports of two patients with endocarditis of a valve-bearing conduit. The Thoracic and Cardiovascular Surgeon Reports (in press). PMID: 37434778.
Ostovar R, Schröter F, Seifi Z, Fritzsche D, Minden HH, Lasheen N, Hartrumpf M, Ritter O, Dörr G, Albes JM. Mortality related risk factors: Results from the Brandenburg Endocarditis Register. Thorac Cardiov Surg 2023 (in press). PMID: 37884029.
Kontakt
Univ.-Prof. Dr. med. Johannes Albes, MBA
Chefarzt der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie
Telefon: 03338 69-4510
Dr. med. Roya Ostovar
Funktionsoberärztin, Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie
E-Mail: roya.ostovar@immanuelalbertinen.de
Telefon: 03338 69-4540