Vorhofflimmern in Brandenburg
Bernau, Brandenburg an der Havel, Neuruppin, 01.10.2021
Passend zum diesjährigen internationalen Welt-Herztag fand am 29.09.2021 gleichzeitig an den drei Universitätskliniken der MHB die erste gemeinsame, Universitätsklinika-übergreifende klinische Studie der Medizinischen Hochschule Brandenburg statt. Thema „Vorhofflimmern in Brandenburg“.
Im Rahmen der klinischen Studie „AfiB (Atrial Fibrillation in Brandenburg)“ wurde bei insgesamt rund 300 Patienten*innen des Herzzentrums Brandenburg am Immanuel Klinikum in Bernau, dem Städtischen Klinikum Brandenburg und der Ruppiner Kliniken in Neuruppin sowie in drei Lehrarztpraxen der Medizinischen Hochschule Brandenburg in Brandenburg an der Havel, Neuruppin und Werneuchen ein EKG (Elektrokardiogramm) aufgezeichnet. Ziel dabei war es, die Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen, insbesondere von prognostisch relevantem Vorhofflimmern, bei stationären und ambulanten Patient*innen zu erfassen. Dabei kam ein innovatives mobiles 30-Sekunden-EKG-Gerät zum Einsatz, das in die Hosentasche passt und das durch einfaches Auflegen der Fingerspitze innerhalb von 30 Sekunden nicht nur den Herzrhythmus aufzeichnen, sondern darüber hinaus auch Herzrhythmusstörungen erkennen kann.
Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen in Deutschland, die Sterberate ist dabei in keinem Bundesland so hoch wie in Brandenburg. Weite Distanzen im Flächenland und die stark wechselnde Symptomatik des Vorhofflimmerns erschweren eine frühzeitige Diagnosestellung. Durch eine rechtzeitige Behandlung lässt sich das Risiko für einen Schlaganfall oder eine Herzschwäche allerdings sehr deutlich reduzieren. Durch die Nutzung digitaler, telemedizinischer Infrastrukturen, können neue patient*innenzentrierte Versorgungskonzepte entwickelt und angewandt werden. ,,Mit den Ergebnissen wollen wir einen Beitrag dazu leisten, die medizinische Versorgung im Land zu verbessern“, erklärt Prof. Christian Butter, Professor für Kardiologie an der MHB und Chefarzt der Abteilung für Kardiologie am Herzzentrum Brandenburg.
Wissenschaftliches Arbeiten praktisch im Studium gelehrt
Aktiv in die Studie eingebunden waren im Rahmen ihres Wissenschaftspraktikums auch die beiden Medizinstudierenden Denise Rossa und Robert Fenske (beide 6. Semester). „Wissenschaftliche Kompetenz gehört zum Handwerkszeug von angehenden Ärzt*innen – über den zentralen Stellenwert wissen wir nicht erst seit der Corona-Krise. In einem zukunftsorientierten Studiengang sind Wissenschaft und Forschung zentral verankert und wir freuen uns, unsere Studierenden aktiv einzubinden, eigene wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen“, fügt Jonathan Nübel, Alumnus der MHB, Arzt in Weiterbildung der Kardiologischen Abteilung in Bernau und Mitinitiator der Studie hinzu.
„Tolle Teamleistung“
„Dank der Hilfe von rund 30 Kommilitonen*innen aus allen Semesterstufen konnten wir an den 6 beteiligten Standorten eine große Menge Daten für die Studie gewinnen“, resümiert Robert Fenske. „Besonders gefreut hat uns schon im Projekt, einen direkten Patient*innennutzen zu generieren“ ergänzt Denise Rossa. „Wir haben über das 30-Sekunden EKG bei mehreren Patient*innen ein Vorhofflimmern neu diagnostiziert und im Anschluss klinisch gesichert, sodass die teilnehmenden Ärzt*innen frühzeitig eine Therapie einleiten konnten.“
„Es war eine Freude, mit so engagierten Studierenden zusammenzuarbeiten, die sich über Wochen in jeder freien Sekunde der Planung und Umsetzung der Studie gewidmet haben, einfach eine tolle Teamleistung“, so PD Dr. Anja-Haase-Fielitz, Wissenschaftskoordinatorin der Abteilung für Kardiologie am Herzzentrum Bernau. „Neben den ersten klinischen Erfolgen freuen wir uns auch über das politische Signal. In dieser Form ist es das erste Forschungsprojekt, das gleichzeitig an allen drei Universitätsklinika der MHB stattfindet und aktiv den ambulanten Sektor mit einbindet – die MHB ist auch für eine patientennahe Forschung für das Land Brandenburg angetreten, diesem Auftrag kommen wir gern nach“, so PD Dr. Anja-Haase-Fielitz weiter.
„Im Namen des gesamten Studienteams möchten wir uns bei allen Beteiligten klinischen Partnern, Praxen und Studierenden bedanken, ohne die diese Studie nicht möglich gewesen wäre. Ein ganz besonderer Dank gilt dabei auch dem Förderverein der MHB, der die Umsetzung mit einer großzügigen Unterstützung finanziert hat“, schließt Frau Haase-Fielitz.