Unwissen über Sepsis ist tödlich. Informationskampagne gestartet
Berlin/Neuruppin, 11.08.2021
Unter dem Motto „Sepsis ist vermeidbar. Unwissen über Sepsis ist tödlich!“ ist heute die Informationskampagne des Innovationsfondsprojekts „SepWiss“ gestartet. Mit einer Pressekonferenz um 11 Uhr wurde die Kampagne sowohl online als auch vor Ort im Langenbeck-Virchow-Haus, Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin vorgestellt. Das gemeinsame Projekt der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB), der Sepsis-Stiftung, der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Universitätsklinikums Jena, des Robert-Koch-Instituts und des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung richtet sich an Risikogruppen in Berlin und Brandenburg. Ziel ist es, deren Wissen über Frühsymptome und Präventionsmöglichkeiten von Sepsis zu stärken und so die Zahl der durch Sepsis versursachten Todesfälle zu senken.
Expert*innen nennen sie einen „versteckten Killer“: Sepsis, umgangssprachlich auch als „Blutvergiftung“ bezeichnet, ist sie die schwerste Komplikation von Infektionen, die jährlich mindestens 75.000 Personen in Deutschland und 11 Millionen Menschen weltweit das Leben kostet. Durch Prävention, frühzeitiges Erkennen und Behandeln könnten laut Experten bis zu 20 000 Todesfälle vermieden werden. Die lebensbedrohliche Infektion wird oft nicht erkannt. Sie kann sich beispielsweise aus einer Wundinfektion, einem Harnwegsinfekt oder einer Lungenentzündung entwickeln. Die Coronapandemie verschärft die Problematik. Denn Patient*innen, die einen schweren COVID-19-Verlauf erleiden, können eine Sepsis bis hin zu einem septischen Schock entwickeln. Und auch wer eine Sepsis überlebt, hat oft mit Langzeitfolgen wie schneller Erschöpfbarkeit (Fatigue), neurokognitiven Einschränkungen oder sogar dem Verlust von Gliedmaßen zu kämpfen.
„Trotz dieser Folgen ist Sepsis den meisten Menschen weitgehend unbekannt – und das, obwohl die Erkrankung häufiger vorkommt als Brust-, Prostata- und Darmkrebs zusammen und Menschen häufiger eine Sepsis erleiden als einen Herzinfarkt oder Schlaganfall“, erklärte Prof. Dr. Konrad Reinhart, Projektleiter und Vorstandvorsitzender der Sepsis-Stiftung. „Mit unserem Projekt SepWiss wollen wir einen Beitrag zur Verbesserung der Sepsisfrüherkennung und -prävention leisten. Zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen gehören dabei Impfungen, z. B. gegen Influenza, Pneumokokken oder COVID-19, aber auch das Einhalten von allgemeinen Hygieneregeln und die konsequente Behandlung von Infektionen. Am wichtigsten ist es, die Frühsymptome rechtzeitig zu erkennen und schnell ärztliche Hilfe aufzusuchen. So können tödliche Verläufe und schwere Langzeitfolgen meist verhindert werden“, so Reinhart.
Eine Sepsis entsteht, wenn die eigenen Abwehrkräfte die Ausbreitung einer zunächst lokalen Infektion im Körper nicht verhindern können. Es kommt zu einer überschießenden Immunreaktion, welche die eigenen Organe schädigt. „Diese Überreaktion der Immunantwort partiell zu blockieren um die Schäden zu verhindern, ist ein erfolgversprechender Forschungsansatz, der auch an der Charité verfolgt wird“, betonte der Dekan der Charité, Prof. Dr. Axel Radlach Pries. Vor allem ältere Menschen über 60 Jahre sowie solche mit Vorerkrankungen der Lunge, der Niere oder des Herzens, einer Immunschwäche oder Diabetes, aber auch Früh- und Neugeborene sind besonders gefährdet.
Nach Abschluss der Informationskampagne wird unter anderem ausgewertet werden, wie sich die Impfquoten und die Kenntnisse über die Frühsymptome in der Modellregion verändert haben. In den vergangenen Monaten haben die SepWiss-Projektpartner evidenzbasierte Informationsmaterialien entwickelt, die sich gezielt an Risikopatient*innen, aber auch Gesundheitsdienstleister richten. Dazu gehören Flyer, Poster und Online-Fortbildungen, die durch Multiplikatoren wie Kliniken, Arztpraxen, Apotheken und Medien verbreitet werden wollen. „Die Erreichbarkeit und Umsetzung in einer Großstadt wie Berlin und einem ländlichen Umfeld wie Brandenburg wird dabei deutlich unterschiedlich erwartet“, sagte Prof. Edmund Neugebauer, Präsident der MHB und Konsortialpartner im Projekt. Gefördert wird SepWiss mit rund 2,2 Millionen Euro durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses.
Alle Informationsmaterialien zum Projekt können über diese Website heruntergeladen oder bestellt werden. Zudem wird eine telefonische Beratung angeboten.
Kontakt und Interviewanfragen:
12203 Berlin
T: +49 151 553 009 48