Unser Konzept funktioniert – MHB weist Charité-Kritik zurück
(Brandenburg an der Havel, 28. März 2014) Die private Medizinische Hochschule Brandenburg „Theodor Fontane“ ist machbar und zu bezahlen. Davon ist der Chefarzt für Allgemeinchirurgie am Klinikum Brandenburg/Havel und Mitinitiator des Projekts, Rene Mantke, überzeugt.
Mantke wehrt sich gegen Kritik von der Berliner Universitätsklinik Charité. Deren Chef Karl Max Einhäupl hat schon mehrmals vor dem Aufbau einer privaten medizinischen Ausbildung in Brandenburg gewarnt. Das Land Brandenburg müsse jährlich bis zu 80 Millionen aufwenden, um eine solche Einrichtung zur Ausbildung von Ärzten zu unterhalten. Brandenburg ist das einzige Flächenland ohne Medizinstudium.
„Unser Konzept wurde von Juristen und Wirtschaftsprüfern bestätigt“, sagt Mantke. Die Hochschule finanziere sich aus Studiengebühren von 115.000 Euro pro Medizinstudent und vor allem aus freiwilligen Beiträgen brandenburgischer Kliniken. Finanzielle Unterstützung vom Land erwarte man nicht. Den Kern der Ausbildung leisteten die städtischen Kliniken Brandenburg/Havel, die Ruppiner Kliniken in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) sowie einige andere Krankenhäuser.
„Die Krankenhäuser bezahlen einen Großteil der Ausbildung der Studierenden, wenn diese sich im Gegenzug verpflichten, in ihrer Facharztausbildung dort zu arbeiten“, sagt Mantke. Diese dauere vier bis acht Jahre. Damit würden die Kliniken des Ärztemangels Herr und könnten zugleich darauf hoffen, dass sich die jungen Ärzte dauerhaft in der Mark ansiedelten. Die Ausbildung der Studierenden könnten zum Teil durch Umschichtung von Geldern finanziert werden. Allein eine Annonce für eine freie Arztstelle koste im „Deutschen Ärzteblatt“ 7.000 bis 10.000 Euro. Mantke geht davon aus, dass 80 Prozent der 45 Studienplätze pro Jahr von den Kliniken selbst finanziert werden.
Auch das Problem der Forschung habe man weitgehend gelöst. Der Wisschenschaftsrat hatte im vergangenen Juli bemängelt, dass die geplante medizinische Hochschule zu wenig Forschung leisten könne. „Wir haben die freien Mittel für die Forschung auf nun 480.000 Euro fast verdoppelt“, sagt Mantke. Man würde nicht so viel bringen wie eine reguläre medizinische Fakultät. „Wir wollen aber auch nicht die weltgrößte Forschungsuniversität werden, sondern eine gute forschungsbasierte Lehre anbieten.“ Dafür würde bereits an den Kliniken existierende Forschung zusammengeführt.
Mantke selbst erforscht zum Beispiel als Professor an der Otto von Guericke Universität in Magdeburg minimal-invasive Verfahren oder die Behandlung von Lebertumoren. Er schätzt, dass man die Hälfte der am Konzept beteiligten Ärzte verpflichten könnne, etwa fünf Prozent ihrer Arbeitszeit für Forschung einzusetzen. Ein Hauptforschungsfeld der künftigen Hochschule könne die Medizin des Alterns werden, also die Untersuchung der mit dem Alter zunehmenden Gebrechen.
Die Lehre selbst werde sich an dem an der Charité bereits erprobten Modellstudiengang Medizin orientieren. Dabei lernen die Studierenden nicht nacheinander einzelne Aspekte der Medizin wie Anatomie, Pathologie und allgemeine Medizin kennen, sondern erleben am konkreten Fall im Krankenhaus viele Aspekte der Erkrankung und Heilung zugleich. Dieses Konzept einer praxisnahen Lehre soll auch die Interessenten in die Mark locken. Mit einem Studienstart in diesem Jahr rechnet Mantke aber nicht mehr. Das überarbeitete Konzept der Hochschule werde derzeit im Wirtschaftsministerium geprüft.
Mantke bedauert, dass die Charité den Studiengang zu verhindern suche, anstatt sich als Partner anzubieten. „Sie könnte dadurch zum Beispiel ihr Netz für eigene Forschung ausweiten.“ Nach Mantkes Ansicht fürchten die Universitätskliniken vor allem, finanziell unter Druck zu geraten, wenn erst einmal bekannt werde, dass ein medizinischer Studiengang auch günstiger zu haben sei.
Download Originalartikel MAZ v. 28.03.2014
(Quelle: Märkische Allgemeine, 28. März 2014)