MHB verdoppelt Zahl ihrer Medizin-Studienplätze
Neuruppin, 19.08.2019
Die Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) verdoppelt ab dem kommenden Jahr die Zahl ihrer Medizin-Studienplätze. Damit steigt die Anzahl der jährlich aufzunehmenden Humanmedizin-Studierenden von 48 auf 96. Der Beginn des Medizinstudiums wird dann nicht wie bisher nur zum Sommersemester, sondern zusätzlich auch zum Wintersemester möglich sein. Bereits zum kommenden Wintersemester 2019/20 wird erstmals eine kleine Kohorte von 24 Medizinstudierenden zusätzlich aufgenommen.
„Die geplante und jetzt begonnene Aufstockung unserer Medizinstudienplätze ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Sicherung und Verbesserung der medizinischen Versorgung im Land Brandenburg. Schließlich ist es ein wesentliches Ziel der 2014 gegründeten MHB, die in den ländlichen Regionen Brandenburgs bereits heute zu spürende und in den kommenden Jahren noch größer werdende medizinische Unterversorgung zu verbessern“, sagt Prof. Edmund Neugebauer, Präsident der MHB.
„Es gab ja bereits seit längerem den konsentierten Plan, ab dem kommenden Jahr nicht nur zum Sommersemester, sondern auch zum Wintersemester eine Kohorte von 48 Medizinstudierenden zu immatrikulieren und damit perspektivisch die Zahl unserer Medizinstudierenden zu verdoppeln. Auch vor dem Hintergrund der erstmalig seit Juli 2019 möglichen Bewerbung auf ein vom Land Brandenburg gestartetes Stipendienprogramm für Medizinstudierende, bei dem zukünftige und aktuelle Studierende der MHB bevorzugt werden, haben wir uns kurzfristig dazu entschieden, zusätzlich eine Kohorte von 24 Medizinstudierenden schon zum kommenden Wintersemester aufzunehmen“, so Neugebauer weiter.
„Angesichts der Tatsache, dass uns in der Medizin jedes Jahr ca. 700 Bewerbungen erreichen, aus denen wir dann die besten 144 zum Auswahlgespräch einladen und dennoch nur 48 zulassen können, standen uns aus dem letzten Verfahren noch bereits begutachtete und hochqualifizierte Bewerber*innen zur Verfügung, denen wir die Studienplätze nun in einer Art stillen Phase entsprechend ihrer Platzierung angeboten haben. Innerhalb kürzester Zeit konnten wir über diesen Weg alle zusätzlichen Studienplätze vergeben! Die Reaktionen der von uns kontaktierten, völlig überraschten Nachrücker*innen sind dabei sehr positiv ausgefallen. Wir freuen uns auf jeden Fall auf eine erneut sehr besondere Gruppe von Medizinstudierenden, die später als junge Ärztinnen und Ärzte sicher auch ihren Beitrag zur Sicherung und Verbesserung der medizinischen Versorgung im Land Brandenburg leisten werden“, so der Präsident weiter.
Zum Hintergrund
Das Land Brandenburg hat bundesweit die geringste Ärztedichte. Laut aktueller Zahlen des Bundesarztregisters mit Stand Ende des vergangenen Jahres kommen in Brandenburg auf 100.000 Einwohner nur 186 Ärzte. Zum Vergleich: Bremen hat mit 296 Ärzten die höchste Ärztedichte, Mecklenburg-Vorpommern liegt immerhin noch bei 205 Ärzten. Während im Bundesdurchschnitt 680 Einwohner auf einen Vertragsarzt kommen, sind es in Brandenburg rund 733 Einwohner. Damit versorgt nirgendwo in Deutschland ein Arzt so viele Patienten wie im Land Brandenburg. Zwar ist die Zahl sowohl der Praktischen Ärzte als auch die der Fachärzte in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, doch fehlen vor dem Hintergrund der immer älter werdenden Bevölkerung immer mehr Ärztinnen und Ärzte. Brandenburg steuert bereits in wenigen Jahren auf einen dramatischen Ärztemangel zu. Um ein bedarfsgerechtes Versorgungsniveau in ganz Brandenburg zu erreichen, müssten schon heute allein 45 freie Arztsitze besetzt werden, den größten Bedarf gibt es nach wie vor in der Allgemeinmedizin, aber auch Kinder- und Augenärzte sowie Urologen und Psychotherapeuten sind rar.
Brandenburg hat aber nicht nur die wenigsten Ärzte, sondern die hier praktizierenden Ärzte sind auch älter als ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Bundesländern. Brandenburgs Ärzteschaft gilt als überaltert. Laut Kassenärztlicher Vereinigung KVBB beträgt das durchschnittliche Alter der Vertragsärzte 54,4 Jahre. 32 Prozent der Hausärzte und 28 Prozent der Fachärzte waren Ende des vergangenen Jahres 60 Jahre und älter. Viele der insgesamt rund 3860 ambulant tätigen Ärzte werden daher in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen und Nachfolger für ihre Praxen suchen. Bis 2025 müssen laut Schätzungen rund 700 Praktische Ärzte und etwa 950 Fachärzte ersetzt werden. Der Bedarf der Krankenhäuser ist hierbei noch gar nicht mitberücksichtigt! Um die ambulante und stationäre Versorgung der Bevölkerung vor allem in den ländlichen und strukturschwachen Regionen zu sichern, müssen die Anstrengungen deutlich verstärkt werden.
Um junge Mediziner und Nachwuchsärzte für Brandenburg zu gewinnen, hat die Landesregierung im Juli dieses Jahres gemeinsam mit der KVBB ein sogenanntes Landesärzteprogramm gestartet. Vorgesehen sind unter anderem gut dotierte Stipendien für Medizinstudierende, die sich für eine Dauer von fünf Jahren für einen späteren Einsatz auf dem Lande verpflichten. Bis 2022 sollen dafür insgesamt rund 15,4 Millionen Euro Haushaltsgelder bereitstehen. In Cottbus soll nach den Plänen der Landesregierung im Zuge des Strukturwandels in der Lausitz eine weitere Medizinische Fakultät aufgebaut werden. Der Start der Medizinerausbildung ist hier jedoch frühestens für das Wintersemester 2023/24 vorgesehen, mit den ersten Absolventen ist dann erst 2029 zu rechnen.
Vor der Gründung der MHB war Brandenburg das einzige Flächenland, in dem es keine eigene Medizinerausbildung gab. Erst mit der zivilgesellschaftlich motivierten Gründung der MHB in kommunaler und freigemeinnütziger Trägerschaft wurde diese Lücke im Jahr 2014 geschlossen. Aktuell sind in den beiden Fachbereichen Medizin und Psychologie rund 410 Studierende immatrikuliert, 235 davon in der Medizin. Die ersten Mediziner*innen werden 2021 ihr PJ beenden und das Studium abschließen.