MHB unterstützt Initiative „Faires PJ“
Neuruppin, 18. April 2019
In seiner Sitzung vom 17. April 2019 hat der Fakultätsrat der Medizinischen Fakultät mit einem Positionspapier einstimmig beschlossen, die Initiative „Faires PJ“ der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) zu unterstützen und sich damit hinter die Forderungen der bundesweiten Bewegung zu stellen.
Konkret fordert die bvmd in ihrer Petition für ein faires Praktisches Jahr im Medizinstudium, die Online von über 100.000 Unterstützern unterzeichnet wurde, folgende Maßnahmen:
- BAföG-Höchstsatz als Aufwandsentschädigung und für alle über 25-jährigen zusätzlich den Krankenversicherungsbeitrag,
- das Gewähren von Krankheitstagen in gesplitteten Tertialen,
- mindestens vier Stunden Lehrveranstaltungen und mindestens acht Stunden Selbststudium pro Woche,
- persönlicher Zugang zum Patientenverwaltungssystem sowie
- eigene Arbeitskleidung und eigene Aufbewahrungsmöglichkeit für Kleidung und persönliche Gegenstände.
„Studentinnen und Studenten der Medizin sind im Praktischen Jahr unter Bedingungen in der Krankenversorgung tätig, die dem ärztlichen Arbeitsalltag deutlich näher sind als einem Studienalltag mit praktischen Komponenten. Anders als Referendare anderer Berufe dürfen sie hierfür jedoch allenfalls eine Aufwandsentschädigung bis zur Höhe des BAföG erhalten. Die Lehrveranstaltungen und Freistellungen für das Lernen, die diesen Unterschied begründen, werden jedoch oftmals nicht erbracht bzw. gewährt. Für die Tätigkeit notwendige Arbeitsmittel wie Schutzkleidung, Umkleide- und Aufbewahrungsmöglichkeiten für Kleidung und persönliche Gegenstände oder ein Zugang zu benötigten Informationen im elektronischen Informationssystem stehen oftmals ebenfalls nicht zur Verfügung“, begründet Prof. Dr. P. Markus Deckert, Dekan der MHB, die Unterstützung der MHB für diese Initiative.
„Auch, wenn einige dieser Forderungen aufgrund der geltenden Approbationsordnung derzeit rechtlich nicht erfüllbar sind, möchte ich unsere kooperierenden Kliniken ermutigen, nicht nur im Einzelfall gegebene individuelle Spielräume zu nutzen, sondern auch die Anforderungen an ein faires PJ möglichst umgehend zumindest soweit umzusetzen, wie dies derzeit rechtlich möglich ist. Unser Wunsch an unsere klinischen Kooperationspartner ist es, sich darüber hinaus auch für die Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen einzusetzen, die der Lebenswirklichkeit der Studentinnen und Studenten gerecht werden“, so Deckert weiter.
„Das Praktische Jahr ist für Medizinstudierende aller Fakultäten der letzte Ausbildungsabschnitt des Studiums, bevor wir als junge Kolleginnen und Kollegen im Anschluss an die Approbation in den verantwortungsvollen Arbeitsalltag der Facharztausbildung aufgenommen werden. Das PJ sollte daher der Ausbildung, dem Studium und dem aktiven Übernehmen von Verantwortung innerhalb des Stations-/Praxisteams gewidmet sein. Sich neben der fordernden Vollzeittätigkeit auf Station inklusive Selbststudium noch durch einen Nebenjob den Lebensunterhalt zu verdienen, ist absurd. Es bedarf daher bundesweit einer wertschätzenden und ausreichenden, am besten gesetzlich geregelten finanziellen Entlohnung sowie einem hochqualitativen Lehrangebot und genügend Selbststudienzeit für die Vorbereitung auf das anschließende dritte Staatsexamen“, führt Jonathan Nübel, Medizinstudent im 9. Semester aus, der das Positionspapier der MHB von studentischer Seite aus initiiert hatte.
Die Petition für ein faires Praktisches Jahr im Medizinstudium kann hier nachgelesen werden.