Mehr Evidenz für die klinische Praxis

Brandenburg an der Havel/Neuruppin, 01.02.2021
Am Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie des Städtischen Klinikums Brandenburg, Universitätsklinikum der MHB, ist mit dem EU-Projekt „Evidence Implementation in Clinical Practice“ (EICP) an der Medizinischen Hochschule Brandenburg das erste Erasmus+ Projekt für Strategische Partnerschaften gestartet.
EICP wurde unter der Leitung von Dr. Robert Prill in Kooperation mit Partnern im Bereich Evidence-Based Healthcare (EBHC) aus Tschechien, Kroatien und Polen gemeinsam vorbereitet und beantragt. Ziel des EU-Projektes EICP ist es, die Qualifikationen der europäischen Projektpartner in Bezug auf die Implementierung und Nutzung evidenzbasierter Gesundheitsversorgung zu verbessern. Den Kern des Projektes bildet die Zusammenarbeit und der Austausch von Know-how im Rahmen des Evidence Implementation Training Programms.
„Aktuell gibt es in Europa kein vergleichbares Ausbildungsprogramm, das die Implementierung von Evidenz in die Praxis fokussiert. Das Programm vermittelt Fachleuten im Gesundheitswesen in ganz Europa die Fähigkeiten, um Erfahrungen in der Umsetzung von Evidenz in die Versorgungspraxis zu sammeln. Das ist aktuell besonders wichtig, da die Praxis in einigen Bereichen des Gesundheitswesens mehr als zwanzig Jahre hinter der Wissenschaft zurückgeblieben zu sein scheint. Kritisches Denken und der reflektierte Zugang zu Evidenz sind entscheidende Bestandteile einer evidenzbasierten Gesundheitsversorgung in einer Zeit, in der jedes Jahr mehr als eine Million neuer Publikationen auf der Gesundheitsdatenbank PubMed veröffentlicht werden“, sagt Projektkoordinator Dr. Robert Prill, der auch die Steuerung der evidenzbasierten Forschung und deren spätere Implementierung übernommen hat.
Ein Projektpartner dabei ist auch das Czech National Centre for Evidence-Based Healthcare and Knowledge Translation in Brno, Tschechien, eine der wenigen Institutionen in Europa, die über qualifizierte Trainer*innen verfügen, um die Inhalte des Programmes zertifiziert zu vermitteln. Das Programm wurde von Experten des Joanna Briggs Institute (JBI), University of Adelaide, Australien, entwickelt, das nach eigener Aussage auf dem Gebiet der EBHC weltweit führend ist. Als weitere Partnerinstitutionen sind die University of Split School of Medicine in Split, Kroatien und das Institut für Epidemiology and Preventive Medicine in Krakow, Polen involviert. Beide Einrichtungen sind Standorte des Cochrane Netzwerks und international anerkannt in dem Bereich EBHC.
Die wichtigsten direkten Auswirkungen des Projekts sind die Verbesserung der beruflichen Fähigkeiten und akademischen Qualifizierung der Projektteilnehmer*innen, der soziale und wirtschaftliche Nutzen und die internationale Vernetzung. „Durch die Best Practice Implementation Projects (BPIPs) wird die gegenwärtige Gesundheitspraxis verbessert, was indirekt auch positive Effekte auf die wirtschaftliche Dimension des Gesundheitswesens hat und somit zu seiner Entlastung beitragen kann“, so Dr. Prill weiter.
Konkret nehmen 32 Fellows (8 aus jeder Institution) an dem Programm teil. Als einer der ersten Teilnehmer der MHB wird Dr. Felix Mühlensiepen vom Zentrum für Versorgungsforschung der MHB sich mit dem Thema „Advance Care Planning“ beschäftigen und im Rahmen eines Implementierungsprojektes den Transfer aktueller Evidenz in die klinische Praxis begleiten. Dr. Robert Prill wird in diesem Projekt sowohl als Mentor für die Fellows auftreten als auch selbst ein Projekt zur pre-operativen Aufklärung von Patient*innen vor einer Knie-Totalendoprothetik bearbeiten.
Insgesamt sollen 32 Projekte zur Evidenzimplementierung im Rahmen des EICP-Programms durchgeführt werden.
Hier finden Sie weitere Informationen.
Dr. rer. nat. Robert Prill (M.Sc. PT)
Forschungsleiter für Muskuloskelettale Erkrankungen,
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Orthopädie und Traumatologie bei Prof. Dr. Roland Becker
Städtisches Klinikum Brandenburg, Universitätsklinikum der MHB
Telefon: +49 3381 41-1940
E-Mail: robert.prill@mhb-fontane.de