Jens Spahn besucht und lobt MHB
Neuruppin, 13.06.2019
Auf Einladung und Vermittlung des Neuruppiner Bundestagsabgeordneten Sebastian Steineke besuchte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am gestrigen Mittwoch die Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB). Begleitet wurde er dabei u.a. auch von Dr. Dietlind Tiemann, Mitglied des Deutschen Bundestags, Jan Redmann, Mitglied des Landtags und Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU Fraktion im Land Brandenburg, sowie von Jens-Peter Golde, Bürgermeister der Stadt Neuruppin.
Der Minister machte dabei gleich zu Beginn seines Besuchs deutlich, wie positiv er die MHB sieht und sagte zu, die MHB im Blick zu behalten, wenn auf Bundesebene Beschlüsse gefasst werden, von denen die MHB tangiert werde: „Ich bin ein großer Fan dezentraler Lehr- und Studienangebote. Der große Bezug zur klinischen Praxis und zur Region ist genau das Konzept, das wir benötigen. Wir brauchen mehr Studierende, die Lust haben, in die Versorgung und in die Fläche zu gehen. Das, was hier geleistet wird, verdient, wertschätzend wahrgenommen zu werden“, lobte Spahn in seiner Begrüßung
Bei seinem Besuch informierte sich der Bundesgesundheitsminister im Gespräch mit der Hochschulleitung und Studierenden, die er als „rares Gut“ und „Goldstücke“ bezeichnete, sowohl über Besonderheiten der MHB in Lehre und Forschung als auch über finanzielle Aspekte. So wollte er etwa vom Präsidium wissen, wie es die MHB schaffe, etwa mit der Hälfte der sonst üblichen Kosten in Höhe von 250.000 Euro für einen Medizinstudienplatz Ärztinnen und Ärzte auszubilden, was nach Edmund Neugebauer, Präsident der MHB, nur gelinge, weil zum einen der Fokus primär auf der Lehre läge und zum anderen die kooperierenden Kliniken und beteiligten Ärztinnen und Arzte auch bereit wären, eine erhebliche Mehrbelastung in Kauf zu nehmen.
„Unsere Ausbildung ist praxisorientiert, wissenschaftsbasiert und dezentralisiert, um aber in der Forschung weitere innovative Ansätze zum Wohle der Patient*innen zu verfolgen, bedarf es weiterer Investitionen, die nicht allein von unseren kommunalen und freigemeinnützigen Trägern aufzubringen sind. Aus diesem Grund setzen wir uns auch für eine finanzielle Beteiligung des Landes an der MHB ein“, erklärte Neugebauer.
Im Anschluss an das Gespräch mit dem Präsidium und dem Dekanat der Medizinischen Fakultät der MHB stand sowohl die Besichtigung des sogenannten SkillsLabs, dem Lern- und Kommunikationszentrum der MHB, als auch die Vorstellung besonderer Lern- und Übungsmethoden auf dem Programm. Auch nutzten die Studierenden die Gelegenheit, um aus ihrer Sicht kurz einige Besonderheiten eines Studiums an der MHB vorzustellen.
"Der Kliniktag wird oft und zurecht für seine Einzigartigkeit beworben und in den Mittelpunkt gestellt. Aber was bedeutet er für uns Studierende? Am Anfang meines Studiums sagte ich einmal sehr zynisch: Ich finde den Kliniktag gut! So muss ich nicht erst sechs Semester studieren, um danach zu bemerken, dass ich Menschen gar nicht leiden kann! Heute kann ich sagen: Der Kliniktag beinhaltet für mich die wohl prägnantesten und auch prägendsten Momente meines Studiums. Auf der einen Seite desillusioniert er zwar, aber er belässt es nicht bei dem, wer und was du bist, nämlich Studierender, sondern er erinnert dich gnadenlos daran, warum du es bist und was du werden willst, nämlich Psychologe. Bereits in meinem ersten Semester lernte ich die Bedeutung von Suizidalität kennen. Im zweiten Semester erklärte ich einem Patienten, was die Ursache seines Vergessens ist, im dritten Semester befasste ich mich mit den Folgen kindlichen Missbrauchs, und im vierten Semester half ich einem Patienten, zum ersten Mal seit langer Zeit seine lähmende Angst zu überwinden. Der Kliniktag desillusioniert, keine Frage! Aber er lässt uns als Studierende auch reifen, wachsen und professioneller werden. Durch Ihn können wir sagen: Wir sind nicht nur Studierende, sondern wir sind auch angehende Psychologen", beschreibt Wilhelm Hesler, Student im Bachelorstudiengang Psychologie, aus seiner Sicht die Besonderheiten des Kliniktags.
Und Orcun Cinel, Student im Masterstudiengang Klinische Psychologie und Psychotherapie, ergänzt: "Mit der deutschlandweit einmaligen Symbiose aus Theorie und Anwendung bietet auch unser Studiengang Klinische Psychologie und Psychotherapie ein Maximum an praktischer Arbeit direkt am Patienten. Und all das vor der Ausbildung zur Psychotherapeut*in."
Bei der anschließend von Medizin- und Psychologiestudierenden moderierten Diskussionsrunde wurde eine Reihe kritischer Fragen zu aktuellen Themen der Gesundheitspolitik gestellt. Von den Studierenden etwa auf die Initiative Faires Praktisches Jahr angesprochen sagte Spahn, dass es im Interesse der Kliniken läge, für gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung zu sorgen und zeigte Verständnis für die Forderungen der Medizinstudierenden: „Wir schauen uns das an!“, versprach der Minister.
Deutlich plädierte Spahn auch für eine Beibehaltung der sogenannten Modellklausel in der Approbationsordnung und bekannte sich explizit zu Modellstudiengängen, wie sie auch an der MHB angeboten werden. Er lehne Vorschläge ab, die das Studium immer teurer statt günstiger machen und begrüße Ideen und Konzepte, die dazu beitragen, die medizinische Versorgung in der Fläche zu sichern: „Wir brauchen nicht nur mehr Ärztinnen und Ärzte, sondern insbesondere auch mehr Ärztinnen und Ärzte, die Lust haben, aufs Land und in die Fläche zu gehen.“
Von den Studierenden auf die von der Landesregierung geplante Gründung einer Medizinischen Fakultät in Cottbus angesprochen betonte Spahn, dass er es grundsätzlich begrüße, in der Lausitz neue Perspektiven zu schaffen. Auch sprach sich der Bundesminister grundsätzlich für die Schaffung von weiteren Studienplätzen in der Medizin aus: „Wir befinden uns ja aktuell in einer verrückten Situation. Auf der einen Seite gibt es so viele Ärztinnen und Ärzte wie noch nie, auf der anderen Seite reicht diese Zahl mit Blick auf die demografische Entwicklung, einer immer älter werdenden Bevölkerung und den damit gestiegenen Bedarfen immer noch nicht aus. Als Bundesgesundheitsminister bin ich grundsätzlich froh über jeden Studienplatz, der geschaffen wird. Für mich gilt daher: Umso mehr, umso besser. Jeder Studienplatz zählt! Gleichzeitig macht es aber Sinn, bei der Schaffung von neuen Studienplätzen die Strukturen zu nutzen, die schon vorhanden sind. Auch sind Konzepte wie das der MHB wichtig, das dafür sorgt, dass die Ärztinnen und Ärzte schon während ihres Studiums in die Fläche gehen, hier Kliniken und Praxen kennen lernen und dass so auch Erlebensmöglichkeiten geschaffen werden, dass es auf dem Land ganz schön sein kann. Ich finde es toll, was hier stattfindet. Das ist genau das, was wir brauchen“, fasste Spahn abschließend seine Eindrücke zusammen.