"Impfe sich, wer kann!"
Neuruppin, 26. Februar 2021
Professor*innen der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) setzen sich für die Nutzung aller bestehenden Impfangebote ein und luden am heutigen Freitag, den 26.02. von 11 – 12.00 Uhr zu einer Art virtuellen Corona-Sprechstunde ein. Ziel war es, auf Ängste und Sorgen der Bevölkerung einzugehen und live Fragen zu beantworten.
„Jeder Impfstoff ist besser als gar kein Impfstoff. Alle zugelassenen Impfstoffe reduzieren nachweislich und deutlich das Risiko an COVID-19 zu erkranken und, das Wichtigste, sie schützen zuverlässig vor schweren und tödlichen Krankheitsverläufen. Damit tragen alle Impfangebote spürbar dazu bei, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Dass wir zum jetzigen Zeitpunkt bereits über eine Reihe von wirksamen Impfstoffen verfügen, ist eine beispiellose wissenschaftliche Errungenschaft und ein großer Glücksfall für uns alle“, sagte einleitend Markus Deckert (Prof. für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie sowie Dekan der Fakultät für Medizin und Psychologie), der gemeinsam mit Stefanie Oess (Prof. für Biochemie), Frank Hufert (Prof. für Mikrobiologie und Virologie) und Karsten-Henrich Weylandt (Prof. für Gastroenterologie) die virtuelle Corona-Sprechstunde durchführte.
Rund 85 Teilnehmer*innen nahmen zu Spitzenzeiten an der Online-Sprechstunde teil und folgten dem Impulsvortrag zur Einführung ins Thema. Hier ging es zum Einstieg noch einmal um eher grundsätzliche Fragen: Wie schützen Impfungen eigentlich vor Infektionen? Wie funktioniert die mRNA-Impfung und wo liegt der Unterschied zur Vektor-Impfung? Wie werden Impfstoffe klinisch geprüft?
Prof. Hufert wies zu Beginn der Veranstaltung auch darauf hin, dass in Deutschland rund 36,5 Millionen Menschen ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben. Der Grund: "COVID-19 ist ein neuer Erreger, es gibt noch keine passende Immunantwort in der Bevölkerung. Deshalb ist es auch so wichtig, sich impfen zu lassen. Lassen Sie die Chance nicht vergehen, lassen Sie sich impfen!", mahnte der Virologe. Im Anschluss an die Einführung hatten die Teilnehmer*innen über die Chat-Funktion auch die Möglichkeit, eigene Fragen an die MHB-Expertenrunde zu stellen.
Lebensrettendes Vakzin als Ladenhüter?
In Rekordzeit wurden in den vergangenen Monaten verschiedene Impfstoffe entwickelt, die vor ihrer Zulassung alle umfangreich getestet wurden. Um bis Ende September die Bevölkerung zu schützen, müssen in Brandenburg rund 3,5 Mio. Erst- und Zweit-Impfungen vorgenommen werden. Allein im April wären das rund 440.000, im Mai dann 520.000 Impfungen pro Monat. Anders gerechnet sind dies rund 17.000 Impfungen pro Tag. Schon jetzt ist die reibungslose Organisation der Impfungen für alle Beteiligten in Politik und Gesundheit eine große Herausforderung. Hinzu kommt, dass nicht alle Impfstoffe in der Bevölkerung, auch in den festgelegten Prioritätengruppen, gleichermaßen akzeptiert werden.
Das gilt besonders das für den zuletzt zugelassenen Impfstoff von AstraZeneca, der zunächst nur für Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren zugelassen ist. Bundesweit wurden aktuell 83,5 Prozent der vorhandenen AstraZeneca-Lieferungen nicht genutzt. Auch wenn die Nachfrage langsam steigt, zuletzt waren auch in Brandenburg Impftermine für den gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelten Impfstoff nur zögerlich wahrgenommen worden.
Ein lebensrettendes Vakzin droht zum Ladenhüter zu werden. Zu Unrecht, wie Markus Deckert betonte: „Das Entscheidende ist nicht, gegen jede Infektion zu schützen, sondern die schweren und tödlichen Verläufe zu verhindern. Und darin ist der Impfstoff von AstraZeneca nach allen vorliegenden Daten den anderen beiden ebenbürtig. Er ist aus wissenschaftlicher wie aus klinischer Perspektive unbedingt zu empfehlen. Um die Pandemie zu beenden, muss jedes Impfangebot genutzt werden, ganz unabhängig vom Hersteller. Wer also nicht nur sich selbst, seine Familie und Freunde schützen will, sondern auch einen Beitrag leisten möchte, dass wir als Gesellschaft den Weg aus der Pandemie und dem Lockdown finden, für den gilt auch weiterhin: Impfe sich, wer kann!“
Den im Rahmen der virtuellen Sprechstunde gehaltenen Vortrag können Sie sich hier noch einmal ansehen.