„Hier studieren die Ärzte von Morgen“
Brandenburg an der Havel, 18.04.2017
Zwei Jahre nach dem Start des Lehrbetriebs an der Medizinischen Hochschule Brandenburg beginnt jetzt für die Medizinstudierenden des ersten Jahrgangs mit dem Wechsel an den Campus Brandenburg an der Havel der nächste Studienabschnitt. Hier erwartet die 46 Studierenden auf drei Etagen mit rund 1.400 Quadratmetern ein vollständig umgebautes, frisch renoviertes Lehrgebäude mit Seminarräumen, einem großen Hörsaal und einem Trainingszentrum für ärztliche Fertigkeiten. „Hier studieren die Ärzte von morgen“, verkündet ein großes Transparent an der Fassade des Gründerzeitgebäudes am Nicolaiplatz.
„Die ersten vier Semester sind geschafft. Ein Großteil des theoretischen Vorklinikwissens und ein Teil des klinischen Wissens wurden von unseren Studierenden bereits erarbeitet. Darüber hinaus lernten sie auch die Grundlagen der Arzt/Patienten-Kommunikation sowie die ersten praktischen Fertigkeiten und Untersuchungstechniken kennen. Beides konnten sie in unseren kooperierenden Allgemeinarztpraxen unter fachmännischer Betreuung auch bei Patientinnen und Patienten anwenden. Mit dem jetzt anstehenden Wechsel des ersten Jahrgangs nach Brandenburg an der Havel erwartet unsere Medizinstudierenden mit dem Physikumsäquivalent, der ersten Famulatur oder den ersten eigenen wissenschaftlichen Experimenten und Stichproben im Modul Wissenschaftspraktikum weitere Lern- und Etappenziele. Manche Studierende werden hier sogar mit den Vorbereitungen zur eigenen Doktorarbeit beginnen“, freut sich Prof. Dr. Edmund Neugebauer, Dekan der MHB.
In den Regalen der zentralen Ausgabe im Erdgeschoss liegen Stetoskope, Reflexhämmer und andere verschiedene Apparate zur Diagnostik. Ins Auge fallen außerdem sofort das künstliche Skelett, Modelle von Schädeln, Ohren, Herz, Lunge, Knie- und Schultergelenken sowie die Megacodepuppe Anna mit ihren „Schwestern Little Anne“, an der die Studierenden Reanimationen üben können. Für die Übung von Handgriffen bei der Geburtshilfe gibt es ebenfalls Simulationsmodelle und sogar eine Babypuppe mit Nabelschnur und Mutterkuchen. Zwei Torsos mit Kunststoff¬köpfen dienen als Simulationsmodelle für das Abhören von Herz und Lunge. Diese beiden SAM II (Student Auskultation Manekin) konnten aus Spendengeldern finanziert werden. „Insgesamt sammelte die Bürgerstiftung Brandenburg an der Havel 50.000 Euro für die Ausstattung des Skills Lab. Neben den SAM II wurden aus diesem Spendentopf zwei Untersuchungsmodelle zum Ertasten von Prostataveränderungen sowie sechs tolle Zeiss-Mikroskope für das wissenschaftliche Arbeiten angeschafft“, freut sich Dr. Susen Schulze, Leiterin des Brandenburger Lern- und interdisziplinären Trainingszentrums (BLiTZ) in Brandenburg an der Havel, das rechtzeitig zum Studienstart fertiggestellt wurde und das als Skills Lab das Herzstück des neuen Campusgebäudes bildet.
„Dank der Gelder der Bürgerstiftung können unsere Studierenden auf medizinisch hohem Niveau lernen. Damit ist es u.a. möglich, selbst seltene Fehlfunktionen am Herzen und an der Lunge zu hören und über ein Computerprogramm zu sehen, sodass man diese am realen Menschen nicht mehr übersehen bzw. überhören kann“, erklärt Dr. Susen Schulze.
„Die sogenannten Skills Labs spielen in der modernen Medizinerausbildung eine zentrale Rolle. Seitdem 1999 an der Charité mit der Einrichtung des Reformstudienganges Medizin auch das erste deutsche Skills Lab „TÄF – das Trainingszentrum für ärztliche Fertigkeiten“ eingerichtet wurde, haben sich mittlerweile an jeder medizinischen Fakultät solche Trainingszentren etabliert. Mit dem LUK in Neuruppin und dem BLiTZ in Brandenburg verfügt die MHB als einzige Medizinische Fakultät sogar über zwei Skills Labs“, freut sich Dr. Susen Schulze.
„Mit der Gründung der MHB wurde ein zukunftsweisendes Konzept mit einer grundlegenden Veränderung und Neuausrichtung des Studiums erfolgreich umgesetzt. Neben dem Problemorientierten Lernen in kleinen Gruppen liegt eine weitere Besonderheit unseres wissenschaftsbasierten und praxisorientierten Brandenburger Modellstudiengangs Medizin ja darin, dass die verschiedenen Fächer in Modulen und im Zusammenhang gelehrt und gelernt werden. Die Theorie wird in Seminaren mit verschiedenen Fachdisziplinen fächerübergreifend unterrichtet, so dass eine Verbindung der einzelnen Disziplinen hergestellt werden kann“, erläutert Schulze.
„Da das modernisierte Medizinstudium an der MHB mit seinem fächerübergreifenden Curriculum dabei andere Anforderungen an Lehrende und Lernende stellt als an Dozierende und Studierende in einem regulärem Studiengang der Humanmedizin, werden für Lehrende außerdem diverse medizindidaktische Fortbildungen angeboten. Auch gibt es fast keine Vorlesungen. Eine Vielzahl der aktuell von der Bundesregierung in ihrem „Masterplan Medizinstudium 2020“ formulierten Wünsche und Forderungen haben wir damit bereits in unserem Curriculum integriert und realisiert“, stellt Schulze den innovativen Ansatz des BMM heraus. „Hier studieren also schon heute die Ärzte von morgen im Medizinstudium der Zukunft."