Forschung
Eltern stärken, Kinder schützen - Deutsche Forschungsgemeinschaft verlängert HELICAP-Projekt
Brandenburg an der Havel, 27. Februar 2024
Der Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen und Entscheidungen stellt für die Mehrheit der Bevölkerung eine enorme Herausforderung dar. Die interdisziplinär zusammengesetzte, deutschlandweit tätige Forschungsgruppe HELICAP (Health literacy in early childhood allergy prevention) setzt ihre Arbeit zur Stärkung der Gesundheitskompetenz, insbesondere von Eltern allergiekranker Kinder und mit einem erhöhten Allergierisiko, fort.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Förderung für das Projekt unter der Leitung der Universitätsmedizin Magdeburg um weitere drei Jahre verlängert. Das Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie an der MHB unter der Leitung von Frau Professor Christine Holmberg ist mit dem Forschungsprojekt "Doing Health" an der Forschungsgruppe beteiligt. Mit insgesamt 20 Expert:innen aus den Bereichen Gesellschafts-, Gesundheitswissenschaften und Medizin an insgesamt sechs deutschen Hochschulstandorten setzt HELICAP auf eine interdisziplinäre Herangehensweise und kombiniert verschiedene Perspektiven. Ziel ist es, die wissenschaftlichen Grundlagen in diesem Feld zu verbessern und die Gesundheitskompetenz von Eltern nachhaltig zu fördern.
Im Fokus: Stärkung der Gesundheitskompetenz
Sprecher der Forschungsgruppe ist Prof. Dr. Christian Apfelbacher. Der Epidemiologe leitet das Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG) an der Universität Magdeburg und betont: „Die Stärkung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung ist essenziell für eine verbesserte Versorgung.“ Gleichzeitig habe sich gezeigt, dass die Komplexität des Gesundheitswesens und die Vielzahl an Gesundheits- und Krankheitsinformationen viele Menschen überfordern. „Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung hat Schwierigkeiten damit Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und für selbstbestimmte gesundheitsbezogene Entscheidungen anzuwenden. Studien zeigen, dass eine höhere Gesundheitskompetenz mit besserer Gesundheit einhergeht. Besonders wichtig ist die Stärkung der Gesundheitskompetenz für Eltern allergiekranker Kinder bzw. von Kindern mit einem Allergierisiko, da nahezu jedes fünfte Kind an einer allergischen Erkrankung leidet“, erklärt Apfelbacher.
Die Förderverlängerung ermöglicht einen stärkeren interventionellen Charakter von HELICAP. Prof. Apfelbacher erklärt: „Unsere Erkenntnisse tragen nicht nur zu einem besseren Verständnis von Gesundheitsentscheidungen bei, sondern ermöglichen auch die Entwicklung gezielter Maßnahmen.“
Prof. Christine Holmberg, Leiterin des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie an der MHB.
HELICAP konzentriert sich in der zweiten Förderphase in fünf Teilprojekten auf die zwei Themenfelder der frühkindlichen Allergieprävention und COVID-19 bei Kindern mit Allergien. „Beide Themen sind von großer Relevanz für die öffentliche Gesundheit. Ganz konkret geht es darum, Maßnahmen zur Förderung von Gesundheitskompetenz zu entwickeln, indem wir Faktoren identifizieren, die gesundheitsförderliche Entscheidungen verhindern, soziale und ökologische Bedingungen berücksichtigen und wissenschaftliche Evidenz kritisch beleuchten. Der Einbezug von Eltern und Betroffenen in die Forschung ist dabei von zentraler Bedeutung“, so Apfelbacher.
Die fünf Teilprojekte von HELICAP umfassen Evidenzsynthesen zu Interventionen, die Translation von Wissen durch Versorgungsakteure, ethnografische Studien zu Fürsorgepraktiken, die Verbindung von Nutzerperspektive und Angebot sowie die Epidemiologie elterlicher Gesundheitskompetenz und Allergieprävention. Zusätzlich wird ein Instrument zur Erfassung allergiepräventionsspezifischer Gesundheitskompetenz entwickelt.
Forschungsschwerpunkte in Brandenburg
Die an der MHB am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie angesiedelte Arbeitsgruppe „Doing health“ untersucht, wie Gesundheit in Familien gestaltet wird, die ein Kind erwarten oder ein Kind unter einem Jahr haben. Dabei interessiert sich die Arbeitsgruppe dafür, welche Angebote und Strukturen vorhanden sind und wie die Kommunikation zwischen verschiedenen Fachgruppen (Sozialarbeitende, Hebammen, Ärzt:innen) und jungen Familien ablaufen und was dabei besprochen wird. „Ziel ist es, zu verstehen, wie verschiedene Wissensformen und -quellen zusammenspielen, um Wissen über gesund sein zu schaffen und wie dieses Wissen in Handeln übertragen wird. Im Zusammenhang damit wird erfasst, wie Familien mit Allergie-bezogenen Gesundheitsinformationen umgehen und wie dadurch Gesundheitsinterventionen optimiert werden können“, erklärt Prof. Christine Holmberg, Leiterin des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie der MHB.
An der Forschungsgruppe HELICAP (Fkz.: 409800133) sind die Universitäten Magdeburg, Regensburg und Mainz, die Pädagogische Hochschule Freiburg sowie die Medizinischen Hochschulen in Hannover und Brandenburg beteiligt.
Weitere Informationen zu HELICAP sind auf der Homepage verfügbar: www.helicap.org
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Christine Holmberg
Institutsleitung Institut Sozialmedizin und Epidemiologie der MHB
Telefon: +49 3381 41 1281
E-Mail: christine.holmberg@mhb-fontane.de
Kontakt für Studieninteressierte:
Dr. Joshua Paul, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut Sozialmedizin und Epidemiologie der MHB
Telefon: +49 3381-41-1293
E-Mail: joshua.paul@mhb-fontane.de