Besser versorgt. Vorträge widmeten sich dem Thema „Methoden in der Versorgungsforschung“
Neuruppin, 20.04.2017
Im Rahmen der aktuellen Veranstaltungsreihe „Besser versorgt. Brandenburger Gespräche zur Versorgungsforschung“ fanden am gestrigen Mittwoch, den 19.04.2017, in der Landesärztekammer Brandenburg, Pappelallee 5, 14469 Potsdam, zwei Vorträge statt, die sich dem Thema „Methoden in der Versorgungsforschung“ widmeten.
„Aufgrund der zunehmenden elektronischen Erfassung von Gesundheitsdaten spielt die Nutzung sogenannter Sekundärdaten in der Versorgungsforschung eine immer wichtiger werdende Rolle. Dazu zählen beispielsweise eine Vielzahl an Daten der Sozialversicherungsträger, aber auch andere Leistungs- und Routinedaten der gesundheitlichen Versorgung zum Beispiel aus Arzt- oder Krankenhausinformationssystemen“, sagte Prof. Dr. Falk Hoffmann vom Department für Versorgungsforschung an der Universität Oldenburg. In seinem Vortrag „Methoden in der Versorgungsforschung – Analyse von Sekundärdaten“ stellte er auf Basis zahlreicher Beispiele dar, welche und wie Sekundärdaten für die Forschung nutzbar sind. Darüber hinaus wies er unter den Stichworten Validität, Zugänglichkeit und Generalisierbarkeit aber auch auf Probleme und Herausforderungen im Umgang mit den zahlreich vorhandenen Daten hin und machte so insgesamt deutlich, was Möglichkeiten und Potenziale, aber auch Begrenzungen in der Arbeit mit ihnen sind. „Es gibt eine Vielzahl von Daten, die man für die Versorgungsforschung nutzen kann. Dies sind jedoch in der Regel ‚fertige‘ Daten, auf die der Forscher keinen Einfluss hat. Im Vergleich zu anderen Ländern mangelt es uns in Deutschland an der Zugänglichkeit zu Daten und an der Möglichkeit ihrer Validierung“, resümierte Hoffmann.
Prof. Dr. Thorsten Meyer vom Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Medizinischen Hochschule Hannover führte anschließend ein in ein anderes Feld, in das der qualitativen Methoden: „Versorgungsforschung beschäftigt sich – so ein prägnanter Begriff – mit der „letzten Meile“ der Praxis von Gesundheitsversorgung. In der Beschreibung und Untersuchung dieses Praxisfeldes spielen somit Aspekte menschlichen Handelns und Kommunizierens eine entscheidende Rolle. Ebenso weist der Gegenstand einen hohen Grad an Komplexität auf, und Kontextbedingungen der Versorgung haben eine hohe Bedeutung. Die primär aus den Sozialwissenschaften stammenden qualitativen Methoden sind in besondere Weise geeignet, die Beschreibung und Analyse dieses komplexen Gegenstands zu ermöglichen“, erklärte Meyer. In dem ersten Teil seines Vortrags stellte er anhand von Beispielen Grundmerkmale qualitativen Forschens vor. Hierbei machte er deutlich, welche strategische Bedeutung dem Konzept der Offenheit zukommt, etwa indem Raum für Unbekanntes oder Unerwartetes gelassen wird oder offene Forschungsfragen gegenüber geschlossenen bevorzugt werden. Selbst die Anpassung des Studiendesigns im Verlauf der Studie sei im Rahmen qualitativer Methoden möglich. In einem zweiten Teil stellte er anschließend die Potenziale qualitativer Methoden für die Versorgungsforschung vor dem Hintergrund seines Forschungsfelds vor und wies dabei auch auf die Notwendigkeit hin, multi-methodische Zugänge kritisch zu reflektieren.
„Ich freue mich sehr, dass wir zwei ausgewiesene und dabei doch sehr unterschiedliche Methodiker für unsere Veranstaltungsreihe gewinnen konnten. Wie wir sehen konnten, macht es durchaus Sinn, in die Methodik zu gehen und sich sowohl quantitativ als auch qualitativ mit Daten zu beschäftigen. Ohne quantitative und qualitative Methoden kann ich keine gute Versorgungsforschung betreiben“, fasste Prof. Dr. Edmund Neugebauer, Dekan der MHB, zusammen.
Die beiden nächsten Vorträge zum Themenschwerpunkt „Patientenzentrierung in der Versorgungsforschung“ finden statt am 17. Mai 2017. Referenten sind dann Prof. Dr. Nicole Ernstmann von der Universität Köln und Dr. med. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin.
Die neue Gesprächsreihe zu aktuellen Themen der Versorgungsforschung ist am 15.02.2017 in Kooperation mit der Landesärztekammer Brandenburg in Potsdam gestartet. Unter dem Titel „Besser versorgt. Brandenburger Gespräche zur Versorgungsforschung“ finden bis Juli einmal monatlich regelmäßig Veranstaltungen mit renommierten Referenten statt, die in diesem Rahmen ihre Konzepte, Methoden und Studien zur Versorgungsforschung vorstellen werden. Die Gesprächsreihe „Besser versorgt“ findet statt in der Landesärztekammer Brandenburg, Pappelallee 5, 14469 Potsdam, Veranstaltungsbeginn ist jeweils um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Gesprächsreihe ist bei der Landesärztekammer Brandenburg als Fortbildungsveranstaltung zertifiziert.
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