„Berufung zur Demut in Freiheit“
Neuruppin, 12. April 2021
Die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) begrüßt in einer virtuellen Immatrikulationsfeier neue Studierende der Psychologie und der Medizin. Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke beglückwünscht die neuen Studierenden zu deren Entscheidung. Die Festrede hält in diesem Jahr Prof. Dr. Markus Deckert, Dekan der Fakultät für Medizin und Psychologie. Musikalisch begleitet wurde die Feier durch das Berlin-Jazz-Ensemble um Johannes Albes, Saxophonspieler, Songwriter und Professor für Kardiochirurgie an der MHB. Die Moderation hatte erneut Carla Kniestedt übernommen.
„Aufgrund der hohen Covid-19-Infektionszahlen war eine Präsenzveranstaltung und eine Teilnahme an der feierlichen Immatrikulation in der Neuruppiner Kulturkirche anders als erhofft physisch vor Ort leider nicht möglich. Das feierliche Programm fand dennoch mit allen ursprünglich vorgesehenen Redner*innen und musikalischen Beiträgen unter der erneuten Moderation von Carla Kniestedt wie geplant statt. Nur die neuen Studierenden und deren Angehörige fehlten vor Ort. Diese hatten aber die Möglichkeit, der Veranstaltung per Live-Stream zumindest virtuell beizuwohnen“, sagte Dr. Eric A. Hoffmann, Sprecher der Hochschule und einer der Organisatoren der Veranstaltung.
Im Anschluss an die Begrüßung durch den Präsidenten der Medizinischen Hochschule Brandenburg, Prof. Edmund Neugebauer, beglückwünschte Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke in ihrem Grußwort die neuen Studierenden zu deren Entscheidung, an der MHB Medizin und Psychotherapie studieren zu wollen. „Für eine kleine, feine Studienstätte haben Sie sich entscheiden. Ich sage Ihnen: dort liegt die Messlatte ihrer Leistungen hoch, der Professor kennt Sie persönlich, der Bäcker auch. Die Menschen in dieser Stadt sind stolz auf i h r e Studierenden. Sie wissen, wie schwierig es war, diese Medizinische Hochschule Brandenburg zu gründen und sie werden alles dafür tun, dass sich die MHB als universitäre Einrichtung weiterhin gut entwickeln kann. Parallel dazu ist Ihnen die Unterstützung des Landes Brandenburg im parlamentarischen Raum sicher“, sagte die Landtagspräsidentin.
Weitere Unterstützung durch das Land zugesagt
Liedtke erinnerte auch daran, dass die MHB aus dem Wunsch und Bedürfnis entstanden sei, für das Land Brandenburg eine bis dahin fehlende Ausbildung medizinischen Fachpersonals auf die Beine zu stellen und daran, dass die treibende Kraft von Anfang an bürgerschaftliches Engagement gewesen sei. Vor dem Hintergrund der geplanten Gründung einer staatlich finanzierten Medizinischen Fakultät in der Lausitz betonte sie: „Ich weiß, dass diese Pläne neben großer Zustimmung auch manche Befürchtung ausgelöst haben. Aber Sie in Neuruppin haben Vorlauf, können Berater noch während der Lausitzer Planungen sein. Die MHB mit ihren Standorten in Neuruppin, in Brandenburg an der Havel und in Rüdersdorf sowie mit ihren Partnerkliniken – darunter auch das Herzzentrum in Bernau – muss sich keine Sorgen machen: Sie überzeugen durch ihre Arbeit, genießen große Unterstützung auch seitens des Landes und werden gebraucht.“
Ein weiterer Beleg dafür sei auch die jüngst erfolgte Anerkennung der Trägerkliniken als Universitätskliniken. Damit würden sich neue Chancen in Lehre, Forschung und Krankenversorgung ergeben. „Es wird darauf ankommen, ein Gesamtkonzept für die Medizinausbildung im Land Brandenburg zu entwickeln. Die MHB, ihre Einrichtungen und Trägerkliniken werden dabei eine zentrale Rolle spielen“, so Liedtke weiter.
Ohne Scheitern kein Erfolg, ohne Sterben kein Leben
In seinem anschließenden Festvortrag ging Prof. Markus Deckert, Dekan der Fakultät für Medizin und Psychologie, der Frage nach, was genau für Berufe das seien, Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen, und er betonte: „Wenn ich von Arztsein spreche, dann rede ich von der gemeinsamen anthropologischen Grundfigur von Not und Hilfe, die beiden Berufen zugrunde liegt.“
Ausgehend von einer kurzen Geschichte der Medizin von der Antike bis in die Gegenwart betonte Deckert sowohl die Herausforderungen als auch die Privilegien, die der Beruf mit sich bringe, und er betonte: „Sie begegnen dem Menschen und dem menschlichen Leben auf eine andere Weise als die meisten anderen es können. Sie lernen Leid und Elend kennen, und zwar auch dort, wo sie es gar nicht vermuten. Sie begegnen dem Tod früher als die meisten, und er wird Ihnen früher persönliche Fragen an Ihr Leben stellen. Sie werden den Menschen in all seiner Gestalt sehen und erleben. Lassen Sie sich auf diese Begegnung ein! Sie wird Ihr Leben bereichern! Sie werden bald in Ihrem Studium lernen, dass der Tod eine Bedingung des Lebens ist. So, wie es ohne Scheitern keinen Erfolg gibt, gibt es ohne Sterben kein Leben.“
Helfen, heilen, Leben retten
Neben dem Glück und dem Stolz, helfen, heilen und Leben retten zu können, empfahl Deckert den angehenden Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen aber auch die Tugend der Demut: „Denn es hätte auch anders ausgehen können. Sie haben oft nur einen Versuch. Und Sie kennen sein Ergebnis oft genug nicht im Voraus. Sie reparieren eben keine Maschine. Ob Ihre Einschätzung richtig ist, ob Ihre Therapie greift: immer ist auch ein Stück Glück, man könnte auch sagen: Segen dabei. Sie können bewirken, dass etwas in die richtige Richtung kommt. Nur selten können Sie das Ergebnis machen. Erfahrene Chirurgen sagen: Ich kann nur schneiden – dass die Wunde heilt, macht der Patient, nicht ich.“
Musikalisch begleitet wurde die Feier durch das Berlin-Jazz-Ensemble um Saxophonspieler und Songwriter Johannes Albes, der an der MHB als Professor für Kardiochirurgie tätig ist und der eigens für die neuen Studierenden der Medizin und der Psychologie zwei Lieder geschrieben und komponiert hat, den Medicine-Song und den Psycho-Song. Die Grußworte der Medizinstudierenden sprach Nele Neveling, die Grußworte der Psychologiestudierenden hatte Wilhelm Hesler übernommen. Erstmals mit dabei war auch Neuruppins neuer Bürgermeister Nico Ruhle.
Hier sehen Sie das Programm im Überblick, in diesem Video können Sie sich die virtuelle Immatrikulationsfeier noch einmal mit allen Redner*innen und musikalischen Beiträgen in voller Länge anschauen.
Die nächste Immatrikulationsfeier ist für den 01. Oktober 2021 geplant.