Aktionstag: Hochschule gegen Sexismus
Neuruppin, 03.12.2019
Ein Bericht von Helen Deimel, Medizinstudentin an der MHB
Am Montag, den 02. Dezember 2019 fand an der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) in Neuruppin der 1. Aktionstag „Hochschule gegen Sexismus“ statt. Organisiert wurde dieser Tag von Studierenden der „AG Antisexismus“. Ziel dieser Aktion war es, in einer ersten Annäherung für den Umgang mit dem Thema zu sensibilisieren. Sowohl Studierende als auch Dozierende der MHB waren hierzu eingeladen.
Bereits im Vorfeld hatte die AG an der MHB eine Umfrage zum Thema Sexismus im Alltag durchgeführt, mit dem Ziel, den Sensibilisierungsgrad aller MHB-Mitglieder für geschlechterassoziierte Diskriminierung einschätzen zu können. An der Umfrage beteiligten sich insgesamt 217 Personen. Die Ergebnisse, die zu Beginn der Veranstaltung vorgestellt wurden, machten die gesellschaftliche Präsenz von Sexismus und die Notwendigkeit der Thematisierung einleitend deutlich. Vor allem sei überraschend gewesen, dass laut den Umfrageergebnissen „Männer annährend gleich von Diskriminierung betroffen sind wie Frauen“, sagte eine Medizinstudentin der MHB und eine der Organisatorinnen das Aktionstages.
Mit verschiedenen Vorträgen, einem Workshop, einem Film und einer informativen Posterausstellung schuf die AG verschiedene Möglichkeiten der Auseinandersetzung und bot, bei Glühwein und Kuchen, Raum für Austausch. Die weiteren Referierenden waren bunt gewählt: ein Vorstandsmitglied eines Berliner Frauenzentrums, die studentische Gleichstellungbeauftragte der Charité, ein Autor einer Gleichstellungsbroschüre und der Anatomieprofessor der MHB ergänzten sich mit ihren Gedanken und Ausführungen zu „Sexismus in der Sprache“, „Strategie- und Organisationsentwicklung zu den Themen sexualisierte Gewalt und sexistische Diskriminierung“, „Männlichkeit im 21. Jahrhundert“ und „Anatomie in Zusammenhang mit Gender“.
Parallel zu diesen Vorträgen lief ein von Sina Poppinga und Awa Naghipour vom Verein der Feministischen Medizinerinnen* gehaltener Workshop, in dem der Umgang mit sexistischen Äußerungen erarbeitet wurde. „Vor allem dieser Workshop erhielt in den Rückmeldungen viel positives Feedback, da hier insbesondere der persönliche Bezug zu dem Thema herausgearbeitet worden sei. Insgesamt ist es nach unserem Eindruck schon auffallend gewesen, dass sowohl für Studierende als auch für Dozierende der Umgang mit der Thematik noch relativ neu und ungewohnt ist. So kommen etwa auch Themen wie Schwangerschaftsabbrüche und Gendermedizin noch zu wenig im Curriculum des Studiums vor. Ein weiteres Ergebnis von Umfrage und Aktionstag ist auch, dass wir zu dem Thema Sexismus verpflichtende Schulungen für Dozierende und Studierende anbieten und auch eine Schwerpunktsetzung zu dem Thema genderspezifische Medizin etablieren wollen. Ziel unserer AG ist es auch, auf solche Bereiche aufmerksam zu machen. Es stellt aus unserer Sicht schon ein Privileg dar, an der MHB studieren zu können und wir wollten mit unserem Engagement und der Durchführung unseres Aktionstages die Chance der Einflussnahme in der Gestaltung der Hochschule nutzen“, so eine der Organisatorinnen weiter.
„Wir freuen uns sehr, dass die Rückmeldungen der Besucher*innen durchgehend positiv waren und dass auf dem Gang nicht nur Kuchen gegessen und Glühwein getrunken, sondern darüber hinaus auch intensiv und angeregt über Sexismus diskutiert wurde. Auch wenn die AG damit ein wesentliches Ziel des Tages bereits erfüllt hatte, brauchen wir wohl auch in der Zukunft noch einige Aktionstage, um weiter für das Thema zu sensibilisieren sowie Fragen zu stellen und vielleicht auch beantworten zu können“, fasste einer der Organisatoren zusammen.