MHB-Gleichstellungsbeauftragte: Frauentag ist ein Forderungstag
8. März 2023
In Deutschland wird heute der 112. Frauentag gefeiert. „Ich wünschte, wir bräuchten diesen Extra-Tag überhaupt nicht mehr und alle Menschen würden einfach einen respektvollen und empowernden Umgang miteinander pflegen. Solange das nicht gegeben ist, braucht es aber eben auch den 8. März“, sagt Georgia Fehler, Gleichstellungsbeauftragte der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB).
Der Frauentag wurde auf Anregung der Sozialdemokratin Clara Zetkin erstmals am 19. März 1911 in Deutschland und in Nachbarländern organisiert. 1977 erkannte die UN-Generalversammlung den 8. März als Internationalen Frauentag an. Der Tag ist in mittlerweile 28 Ländern weltweit etabliert – in Deutschland setzen nur zwei Bundesländer den Tag als Feiertag um: 2019 entschied sich Berlin dazu, den 8. März als gesetzlichen Feiertag einzuführen. Mecklenburg–Vorpommern setzt ihn seit 2023 um und in Brandenburg wird die Umsetzung des 8. März als Feiertag nach wie vor kontrovers diskutiert. „Die Lage der Gleichstellung in Deutschland wird schon allein dadurch deutlich, dass der 8. März nicht mal bundesweit umgesetzt wird. Und zwar nicht, weil es hier das Problem der Ungleichbehandlung in Bezug auf die geschlechtliche Identität etwa nicht gäbe“, so Georgia Fehler.
Was soll mit so einem Feiertag überhaupt erreicht werden? Er kann beispielsweise der Anerkennung von Fakten dienen. In diesem Fall, dass Frauen* auch 2023 in Deutschland nach wie vor Gewalt erfahren, eben weil sie Frauen* sind. Oder auch, dass Frauen* in Leitungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert sind, schlechter bezahlt werden als männliche Kollegen und auch in Bezug auf eine gute Gesundheitsversorgung beachtliche Diskrepanzen zwischen den Geschlechtern herrschen.
„Das Problembewusstsein ist glücklicherweise gestiegen, aber dennoch belegt Deutschland im Gender Inequality Index der Vereinten Nationen nur den 20. Platz. Der 8. März rückt die Missstände in Bezug auf Chancengleichheit und Vielfalt auf allen Ebenen in den Vordergrund und ist damit weniger als ein Feiertag, sondern als ein Forderungstag zu verstehen“, sagt Georgia Fehler.
Nachweise und Gründe von Ungleichbehandlung sind vielfältig und mittlerweile wissenschaftlich gut aufgearbeitet. Die MHB hat seit 2022 einen Handapparat Gleichstellung in der Bibliothek eingerichtet, in dem Grundsatzliteratur, aber auch vertiefende Inhalte zu den Ungleichgewichten in Gesellschaft, Wissenschaft und Praxis angeboten werden. Die seit dem vergangenen Jahr bestehende standort- und statusübergreifende Gleichstellungskommission arbeitet daran, zu genderspezifischer Ungleichbehandlung und Gewalt zu sensibilisieren, erarbeitet Konzepte zur Prävention, als auch zur Abschaffung von Ungleichbehandlung und Gewalt.