Buchvorstellung: Der jüdische Neuruppiner Psychologe Walter Blumenfeld

Buchvorstellung - Biografie des in Südamerika bekannten jüdischen Psychologen Walter Blumenfeld aus Neuruppin (Jüdische Miniatur)

Walter Blumenfeld (1882 bis1967) zählt zu den Pionieren auf dem Gebiet der Arbeits- und Organisationspsychologie. Der aus Neuruppin stammende Sohn eines Kaufmanns (sein Vater hatte ein Ladengeschäft an der heutigen Karl-Marx-Straße, Walter machte 1900 Abitur am Alten Gymnasium) studierte zunächst Elektrotechnik in Berlin und arbeitete als Ingenieur bei der AEG. Ein Zweitstudium in Psychologie und Philosophie schloss er 1913 ab.

Nach dem Ersten Weltkrieg war er als Privatdozent für allgemeine und experimentelle Psychologie an der Technischen Hochschule Dresden tätig. 1924 zum außerordentlichen Professor ernannt, war er maßgeblich am Aufbau des Psychotechnischen Instituts beteiligt. Er beschäftigte sich mit Arbeitsorganisation („Blumenfeld-Effekt“) und entwickelte Verfahren zur Eignungsdiagnostik („Blumenfeld-Würfel“). Mit dem bekannten Romanisten Victor Klemperer verband ihn eine enge Freundschaft.

Als Jude nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten entlassen, emigrierte er 1935 mit seiner Frau nach Peru. In Lima erhielt er eine Professur. Seine auf Spanisch verfassten Arbeiten erreichten in Südamerika einen hohen Verbreitungsgrad. Blumenfeld, dem 1949 die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Psychologie verliehen wurde, starb kurz vor seinem 85. Geburtstag in Lima. Dr. Benjamin Kuntz (Medizinhistoriker am Robert-Koch-Institut Berlin) und Prof. Andreas Jüttemann (Psychologe und Medizinhistoriker an der MHB in Neuruppin) haben im Leipziger Verlag Hentrich & Hentrich kürzlich eine Biografie in der Reihe „Jüdische Miniaturen“ verfasst, die sie an diesem Abend erstmals öffentlich vorstellen werden.