Integrierte Arbeitsgruppe "Kognitive und Neurophysiologische Grundlagen"
Die IAG „Heart & Brain“ verbindet die Psych*-/Neuro*-Fächer (Psychosomatik, Psychologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Neurologie, Neurobiologie) mit den Kardio*-Fächern (Kardiologie, Kardiochirurgie, Angiologie) und stellt damit eine zentrale Schnittstelle zwischen den zwei MHB-Forschungsbereichen „Seelische Gesundheit“ und „Kardiovaskuläre Erkrankungen“ dar.
Bislang wenig untersuchte Wechselwirkungen stehen im Mittelpunkt des Forschungsinteresses: Kardiovaskuläre Erkrankungen können je nach Schweregrad das psychische Wohlbefinden, die Lebensqualität der Betroffenen sowie deren kognitive Funktionen erheblich beeinträchtigen.
Gleichzeitig stellen psychische Erkrankungen wie z. B. Depression und Angststörungen eigenständige kardiale Risikofaktoren und Komorbiditäten (ca. 20%) dar. Diese reziproke Beziehung zwischen Herz und Hirn bzw. Psyche soll aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und über vielfältige methodische Ansätze erforscht werden. Ein weiteres Feld der IAG stellen interventionelle kardiologische Verfahren an der Schnittstelle Herz/Hirn dar. Dazu zählen Verfahren zur Protektion vor kardial bedingten zerebralen Embolien (wie z.B. orale Antikoagulation, LAA-Occluder, PFO-Occluder, Protektionsdevices bei TAVI/Klappeninterventionen und transseptalen Punktionen), Verfahren bei intrazerebralen Blutungen infolge oraler Antikoagulation (wie z.B. LAA-Occluder und NOAK-Antagonisten), rhythmusregulierende Verfahren bei Vorhofflimmern und sonstigen supraventrikulären Tachykardien (wie z.B. Kardioversion, Pulmonalvenenisolierung und sonstige Ablationsverfahren), sowie die Wiederherstellung und Optimierung der zerebralen Perfusion.
Aktuelle Studien und Projekte
POST-TAVI Studie
Die klinische Studie: „Zerebrale Sauerstoffsättigung als Indikator für die postoperative kardio-renale Organfunktion und das neurokognitive Outcome nach TAVI (POST-TAVI)“ greift die Frage nach einem möglichen Zusammenhang von hämodynamischer Instabilität, Sättigungsabfall und konsekutiver zerebraler sowie kardio-renaler Organschädigung und postoperativer neurokognitiver Dysfunktion auf. Die Rekrutierung der Studienpatient*innen ist abgeschlossen. Studienkonzept und Methodik wurden in enger Kooperation mit den Kollegen*innen der Psychologie entwickelt.
Die Rekrutierung in die klinische Studie: „Zerebrale Sauerstoffsättigung als Indikator für die postoperative kardio-renale Organfunktion und das neurokognitive Outcome nach TAVI (POST-TAVI)“ ist abgeschlossen. Studienkonzept und Methodik wurden in enger Kooperation mit den Kollegen*innen der Psychologie entwickelt.
Association between Neuron-Specific Enolase, Memory Function, and Postoperative Delirium after Transfemoral Aortic Valve Replacement. Nübel J, Buhre C, Hoffmeister M, Oess S, Labrenz O, Jost K, Hauptmann M, Schön J, Fritz G, Butter C, Haase-Fielitz A. J Cardiovasc Dev Dis. 2023 Oct 25;10(11):441. doi: 10.3390/jcdd10110441.
App-based assessment of memory functions in patients after transfemoral aortic valve replacement. Nübel J, Hauptmann M, Schön J, Fritz G, Butter C, Haase-Fielitz A. J Geriatr Cardiol. 2023 Sep 28;20(9):664-672. doi: 10.26599/1671-5411.2023.09.004.
NT-proBNP/urine hepcidin-25 ratio and cardiorenal syndrome type 1 in patients with severe symptomatic aortic stenosis. Nübel J, Hoffmeister M, Labrenz O, Jost K, Oess S, Hauptmann M, Schön J, Fritz G, Haase M, Butter C, Haase-Fielitz A., Biomark Med. 2023 May;17(10):475-485. doi: 10.2217/bmm-2023-0034.
PURE
„Die Pupillometrie zur Vorhersage von patientenrelevanten Endpunkten bei Patienten mit akuter Herzinsuffizienz“ (PURE-Studie)
Die Pupillometrie ist bei einer Reihe von Erkrankungen ein gängiges Verfahren um das Gleichgewicht des autonomen Nervensystems anhand der Pupillenreaktion zu analysieren. Es gibt bereits erste Hinweise darauf, dass individuelle Unterschiede in der Pupillengröße bzw. in der Pupillenreaktivität bei Herzinsuffizienzpatienten prädiktiv für das Sterberisiko und die Rezidivwahrscheinlichkeit sein können (Nozaki et al. 2019; 2020).
Für eine Beurteilung des kardiologischen Zustands eines Patienten mit akuter Herzinsuffizienz und zur Beurteilung des weiteren Verlaufs der Erkrankung ist deshalb die Beurteilung der Funktionalität des autonomen Nervensystems eine wichtige Kenngröße und möglicherweise anhand pupillarer Parameter charakterisierbar.
Angedacht ist daher eine kontrollierte, prospektive Beobachtungsstudie der MHB im Verbund und der Universität Potsdam über einen Zeitraum von 2 Jahren. Herzinsuffizienzpatienten erhalten bei Aufnahme in die Klinik neben den Routineuntersuchungen auch eine Analyse pupillometrischer Parameter mit Hilfe eines Pupillometers und eines Eyetrackers. Neben der basalen Pupillengröße und dem Pupillenlichtreflex soll auch die kognitive Pupillenreaktion, d.h. der Einfluss einer kognitiven Belastung auf die Pupillenreaktion, untersucht werden. Primär soll evaluiert werden, ob sich pupillometrische Messwerte als Marker zur Vorhersage kardialer Ereignisse bei Patienten mit akuter Herzinsuffizienz eignen.
An der Studie unter Leitung von Prof. Dr. med. Christian Butter sind u.a. PD Dr. Anja Haase-Fielitz, Dr. med. Tanja Kücken, Dr. Susanne Fichtner, Prof. Michael Hauptmann, Dr. Katarzyna Józwiak, Dr. Jochen Laubrock, Dipl.-Psych. Johannes Meixner und Dr. Johan Chandra beteiligt.
LESS-ANTHRA-KARDIO
Laufendes Teilprojekt der multizentrischen Beobachtungsstudie LESS-Anthra. Entwicklung und Validierung eines Modells zur Vorhersage des Risikos der kardiotoxischen Wirkung einer Anthrazyklin-haltigen Chemotherapie bei Kindern mit Neuroblastom.
DECODE
Differences between novices and experts in pattern recognition of echo-cardiographic images using eye tracking
Komorbide depressive Störungen
Prävalenz und Versorgung von komorbiden depressiven Störungen bei Patienten mit den somatischen Alterserkrankungen Diabetes mellitus Type II und koronarer Herzkrankheit in der Hausarztpraxis im Land Brandenburg.
APRES
„App-basierte Betreuung von Patienten mit Vorhofflimmern und Depression“ (APRES-Studie)
Bei der Entstehung und der Persistenz von Vorhofflimmern spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Dazu gehören auch psychosoziale Faktoren, die einen Einfluss auf Hämodynamik, das autonome Nervensystem, immunologische Funktionen und den Gerinnungsstatus haben.
Klinische Studien haben gezeigt, dass Depression mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern verbunden ist (Fu et al., 2019; Garg et al., 2019; Shi et al., 2017). Eine aktuelle Metaanalyse zeigt darüber hinaus, dass Depression ein unabhängiger Risikofaktor für das Wiederauftreten von Vorhofflimmern nach einer Katheterablation ist (Zhuo C et al. J Affect Disord 2020).
Ziel der APRES-Studie ist es zu untersuchen, ob sich ein, in der Behandlung von Depressionen bereits bewährtes Online-Therapieprogramm („deprexis“) bei Patienten mit Vorhofflimmern und der Indikation einer Depression zur Reduktion von Vorhofflimmerepisoden und zur Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität eignet.
Die Studie soll als pragmatische, randomisierte, kontrollierte, klinische Studie der MHB im Verbund über einen Zeitraum von insgesamt 2 Jahren durchgeführt werden. Sowohl in der Interventionsgruppe als auch in der Kontrollgruppe sollen 30 Patienten der kardiologischen Hochschulambulanz mit der Indikation paroxysmales und persistierendes Vorhofflimmern eingeschlossen werden. Perspektivisch könnte die App-basierte Verbesserung der Lebensqualität bei Depression einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von Patienten mit Vorhofflimmern leisten und eine neue Form der Behandlungsmöglichkeit bei Vorhofflimmerpatienten darstellen.
An der Studie unter Leitung von Prof. Dr. med. Christian Butter und Prof. Dr. med. Martin Heinze sind u.a. PD Dr. Anja Haase-Fielitz, Dr. Susanne Fichtner und die Fachärztin Yasmin Dalati beteiligt.
Abgeschlossene Projekte
Evaluation von Erfahrungen mit Peer- und Genesungsbegleitung ImpPeer-Psy5-Studie
Schwierigkeiten in der sekundärpräventiven Adhärenz bei kardiologischen Patient*innen: Die Rolle von Strukturniveau, Psychopathologie und Kindheitstraumata
Veröffentlichungen
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Haller, K., Fritzsche, S., Kruse, I., O’Malley, G., Ehrenthal, J. C., & Stamm, T. (2022). Associations Between Personality Functioning, Childhood Trauma and Non-adherence in Cardiovascular Disease: A Psychodynamically-Informed Cross-Sectional Study. Frontiers in Psychology, 13: 913081. DOI: 10.3389/fpsyg.2022.913081. [IF 4.2]
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Ali M, Rigopoulos AG, Ali K, …, Noutsias M. Advancements in the diagnostic workup, prognostic evaluation, and treatment of takotsubo syndrome. Heart Fail Rev 2020; 25 (5):757-771.
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Ali M, Rigopoulos AG, Mammadov M, …, Noutsias M. Systematic review on left atrial appendage closure with the LAmbre device in patients with non-valvular atrial fibrillation. BMC Cardiovasc Disord 2020; 20 (1):78.
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D'Ascenzo F, Gili S, Bertaina M, …, Noutsias M, …, Templin C. Impact of aspirin on takotsubo syndrome: a propensity score-based analysis of the InterTAK Registry. Eur J Heart Fail 2020; 22 (2):330-337.
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Auer, C.J., Glombiewski, J.A., Doering, B.K., Winkler, A., Laferton, J.A., Broadbent, E. & Rief, W. (2016). Patients’ Expectations Predict Surgery Outcomes: A Meta-Analysis. International Journal of Behavioral Medicine, 23(1), 49-62. DOI: 10.1007/s12529-015-9500-4 [IF: 2.126]
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El-Battrawy I, Cammann VL, Kato K, …, Noutsias M, …, Templin C. Impact of Atrial Fibrillation on Outcome in Takotsubo Syndrome: Data From the International Takotsubo Registry. J Am Heart Assoc 2021 e014059.
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Cammann VL, Sarcon A, Ding KJ, …, Noutsias M, …, Templin C. Clinical Features and Outcomes of Patients With Malignancy and Takotsubo Syndrome: Observations From the International Takotsubo Registry. J Am Heart Assoc 2019; 8 (15):e010881.
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Cammann VL, Szawan KA, Stahli BE, …, Noutsias M, …, Templin C. Age-Related Variations in Takotsubo Syndrome. J Am Coll Cardiol 2020; 75 (16):1869-1877.
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Ding KJ, Cammann VL, Szawan KA, …, Noutsias M, …, Templin C. Intraventricular Thrombus Formation and Embolism in Takotsubo Syndrome: Insights From the International Takotsubo Registry. Arterioscler Thromb Vasc Biol 2020; 40 (1):279-287.
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Doering, B.K., Szécsi, J., Bárdos, G. & Köteles, F. (2016). Somatosensory amplification is a predictor of self-reported side effects in the treatment of primary hypertension: A pilot study. International Journal of Behavioral Medicine, 23(3), 327-332, DOI: 10.1007/s12529-016-9536-0 [IF: 2.126]
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Doering, B.K., Nestoriuc, Y.A., Barsky, A.J., Glaesmer, H., Brähler, E. & Rief, W. (2015). Is somatosensory amplification a risk factor for increased reports of medication-attributed side effects? Reference data from the German general population. Journal of Psychosomatic Research, 79(6), 492-497. DOI: 10.1016/j.jpsychores.2015.10.010. [IF: 2.947]
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Jurisic S, Gili S, Cammann VL, …, Noutsias M, …, Templin C. Clinical Predictors and Prognostic Impact of Recovery of Wall Motion Abnormalities in Takotsubo Syndrome: Results From the International Takotsubo Registry. J Am Heart Assoc 2019; 8 (21):e011194.
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Gili S, Cammann VL, Schlossbauer SA, …, Noutsias M, …, Templin C. Cardiac arrest in takotsubo syndrome: results from the InterTAK Registry. Eur Heart J 2019; 40 (26):2142-2151.
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Markousis-Mavrogenis G, Noutsias M, Rigopoulos AG, Giannakopoulou A, Gatzonis S, Pons RM, Papavasiliou A, Vartela V, Bonou M, Kolovou G, Aggeli C, Bacopoulou F, Tousoulis D, Mavrogeni S. The emerging role of combined brain/heart magnetic resonance imaging for the evaluation of brain/heart interaction in heart failure. J Clin Med 2022; 11 (10): 4009.
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Napp LC, Cammann VL, Jaguszewski M, …, Noutsias M, …, Templin C. Coexistence and outcome of coronary artery disease in Takotsubo syndrome. Eur Heart J 2020; 41 (34):3255-3268.
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Noutsias M, Melnyk H, Ali M, et al. Dual device closure of a bilobar left atrial appendage with a plug (Watchman 2.5 30 mm) and a pacifier (Amulet 20 mm) device. Hellenic J Cardiol 2021; 62 (1):81-83.
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Nübel J, Labrenz O, Jost K, Haase-Fielitz A, Hauptmann M, Butter, C. Zerebrale Sauerstoffsättigung und Veränderungen in der Kognition bei Patientinnen und Patienten nach TAVI. Vortrag, gehalten auf der 88. Jahrestagung der DGK 2022, Mannheim.
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Kato K, Cammann VL, Napp LC, …, Noutsias M, …, Templin C. Prognostic impact of acute pulmonary triggers in patients with takotsubo syndrome: new insights from the International Takotsubo Registry. ESC Heart Fail 2021; 8 (3):1924-1932.
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Pollatos O, Laubrock J, Wittmann M. Interoceptive focus shapes the experience of time. PLoS One. 2014; 9(1):e86934: 1–6.
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Schulz SM, Ritter O, Hindinger C, Ricken R, Adli M, Ulrich S. Efficacy of a web-based intervention for improving psychosocial well-being in patients with implantable cardioverter-defibrillators: the randomized controlled ICD-FORUM trial European Heart Journal. 2020; 41:1203-1211. IF: 29.983
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Di Vece D, Citro R, Cammann VL, …, Noutsias M, …, Templin C. Outcomes Associated With Cardiogenic Shock in Takotsubo Syndrome: Results From the International Takotsubo Registry. Circulation; 2019;139:413-415.
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Wilhelm, M., Rief, W. & Doering, B.K. (2018). Decreasing the burden of side effects through positive message framing: An experimental proof-of-concept study. International Journal of Behavioral Medicine, 25 (4), 381–389. DOI: 10.1007/s12529-018-9726-z [IF: 2.126]
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Wilhelm, M, Rief, W. & Doering, B.K. (2018). It’s all a matter of necessity and concern: Explaining adherence in hypertension. Patient Education and Counseling, 101(3), 497-503 DOI: 10.1016/j.pec.2017.09.007. [IF: 2.785]
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Wilhelm, M., Winkler, A., Rief, W. & Doering, B.K. (2016). Effects of placebo groups on blood pressure in hypertension: A meta-analysis of beta-blocker trials. Journal of the American Society of Hypertension, 10(12), 917-929. DOI: 10.1016/j.jash.2016.10.009. [IF: 2.615]
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Wischnewsky MB, Candreva A, Bacchi B, …, Noutsias M, …, Templin C. Prediction of short- and long-term mortality in takotsubo syndrome: the InterTAK Prognostic Score. Eur J Heart Fail 2019; 21 (11):1469-1472.