Interview
Studierende der MHB gründen AStA und gestalten ihre Zukunft aktiv selbst
Neuruppin, 27. November 2024
Die Studierenden der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) haben in diesem Jahr einen Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) gegründet. Damit wollen sie ihre Interessen bündeln, die Hochschulpolitik mitgestalten und die Studienbedingungen verbessern. Den AStA bilden Jan Auswitz (Vorsitzender), Ruth Rehfeld (stellvertretende Vorsitzende), Jonas Hoffmann (Finanzbeauftragter), Sebastian Bayer (Finanzbeauftragter), Madeleine Hanley (Beisitzerin) und David Lenz (Beisitzer). Die AStA-Gründung war eine Herausforderung, da die MHB keine typische Universität ist. Doch die Studierenden haben gemeinsam mit dem Ministerium und dem Präsidium einen Weg gefunden, ihre Selbstverwaltung zu organisieren. Nun wollen sie sich für eine dauerhafte staatliche Förderung der MHB einsetzen, die Studierendenschaft nach außen repräsentieren und noch einiges andere mehr, erklären die AStA-Mitglieder im Interview.
Was war eure Motivation, einen AStA, also einen Allgemeinen Studierendenausschuss zu gründen und euch dort zu engagieren?
Jan Auswitz: Unsere Motivation, einen AStA zu gründen, bestand darin, dass es studentische Selbstorganisation vormals nur in Strukturen der jeweiligen Fachschaften gab. Das heißt, über die Grenze des eigenen Studiengangs hinaus wurden keine gemeinsamen Projekte geplant, und auch die geballte politische Kraft aller Studierenden der MHB war nicht gut gebündelt. Um diese Energie in Zukunft besser für uns alle nutzen zu können, und um auch studiengangsübergreifend besser in Kontakt zu kommen, haben wir den Anlauf unternommen, einen AStA zu gründen. Eine Herausforderung war, dass wir an der MHB, die keine direkt vom Land getragene Hochschule und damit keine Körperschaft öffentlichen Rechts ist, als Studierendenschaft nicht unter den rechtlichen Deckmantel unserer Uni schlüpfen konnten. Studierendenschaften an öffentlichen Hochschulen sind rechtsfähige Teilkörperschaften der Mutteruniversität und können in diesem Rahmen rechtliche Geschäfte tätigen, Verträge abschließen etc. Weil die MHB rechtlich eine GmbH ist, haben wir in Abstimmung mit Ministerium und Präsidium einen gemeinnützigen Verein gegründet. In dessen Rahmen können wir unsere Selbstverwaltung jetzt wahrnehmen. Dieser bezieht seine hochschulpolitische Legitimation aus der Grundordnung der MHB. Der Vorstand des Vereins, der von den Studierenden gewählt wird, ist der AStA.
David Lenz: Die Fachschaften bleiben, wie an anderen Universitäten auch, in Zukunft weiterhin mit eigenem Budget bestehen und verwalten sich selbst. Sie vertreten studiengangsspezifische Themen und die Studierenden eines Studiengangs. Daneben sind sie Ansprechpartner:innen für studiengangsassoziierte AGs, wie zum Beispiel die MedSI als Medizinfachschaft für die studentische AG „Notfallmedizin“. Der AStA vertritt die Interessen aller Studierenden und ist Ansprechpartner für studiengangsübergreifende AGs wie beispielsweise „Theodora stellt gleich“ als AG für Gleichstellung an der ganzen MHB. Ich habe mich entschieden, für den AStA zu kandidieren, weil ich mich hochschulpolitisch stärker einbringen wollte und nach den Erfahrungen der ersten Semester das Gefühl hatte, jetzt an zentraler Stelle mitwirken zu wollen.
Jan Auswitz: Meine Motivation, mich im AStA zu engagieren, rührt daher, dass ich als Medizinstudent des 3. Jahrgangs den gesamten satzungsgebenden Prozess mit begleitet habe und in der Legislatur des ersten AStAs sicherstellen wollte, dass er gut und geordnet die Arbeit aufnehmen kann. Darüber hinaus gibt es an unserer jungen Hochschule viele studentische politische Themen, die einer Bearbeitung bedürfen, an denen ich gerne noch mitarbeiten wollte, wie zum Beispiel eine bessere Lösung der kulinarischen Versorgung, Wohnraumthemen etc.
Welches sind eure wichtigsten Ziele für das kommende Jahr?
Ruth Rehfeld: Unsere wichtigsten Ziele waren zunächst, die Aufnahme der Arbeit unseres Gremiums gut zu gewährleisten. Das bedeutet die Eintragung ins Vereinsregister, die Änderung der Kontenstruktur, das Finden eines AStA-Büros, die Einigung auf eine Geschäftsordnung, die Erstellung einer Finanzordnung. Darüber hinaus haben wir in Anbetracht der zum Ende des Jahres eigentlich auslaufenden Projektfinanzierung der MHB durch das Land und mit Blick auf die Landtagswahl in Brandenburg eine Initiative gestartet, und haben uns in vielen Gesprächen mit den demokratischen Parteien des Landes für eine weitere und dauerhafte Finanzierung der MHB aus dem Landeshaushalt eingesetzt. Wir haben in diesen Gesprächen sehr viel Zuspruch gefunden und vertrauen nun darauf, dass die hier gemachten Versprechungen zukünftig dann auch eingehalten werden. Langfristig soll sich der AStA als das ausführende Organ der Studierendenschaft der MHB etablieren und fester Bestandteil im Hochschulalltag und in der MHB-Gemeinschaft werden. Wir würden gerne zu einer langfristigen Verbesserung der Studienbedingungen beitragen und die Studierenden der MHB auch nach außen wirksam gegenüber Politik und Gesellschaft repräsentieren. Wir würden auch gerne zur unbefristeten staatlichen Förderung der MHB und damit zu ihrem sicheren langfristigen Bestehen beitragen.
Welche Herausforderungen seht ihr bei eurer Arbeit?
Sebastian Bayer: Herausfordernd ist einmal die dezentrale Struktur unserer Hochschule, die es nicht möglich macht, alle Studierenden zwischen Bernau und Brandenburg, zwischen Neuruppin und Lauchhammer gleichzeitig an einen Ort zu bekommen, um zum Beispiel eine gemeinsame Versammlung abzuhalten. Außerdem gilt es ab jetzt, im Rahmen einer komplexeren Finanzierungsstruktur ein jährlich sechsstelliges Budget auf verschiedene Fachschaften und AStA aufzuteilen und eine centgenaue, mit Belegen versehene Buchhaltung zu gewährleisten. Auch die politische Aufteilung und Abgrenzung von Themen zwischen Fachschaften und uns muss sich erst etablieren. Natürlich wollen wir auch weiterhin mitbekommen, was die Studierenden für Bedürfnisse und Erwartungen an uns haben, was bei einer wachsenden Hochschule im allein persönlichen Kontakt immer schwieriger wird.
Wie können Studierende euch erreichen und sich selbst einbringen?
Madeleine Hanley: Wir freuen uns über Input von allen, am besten an unsere E-Mail-Adresse asta@mhb-fontane.de Darüber hinaus sind wir auf Nachfrage auch persönlich ansprechbar. Wer einen Finanzantrag stellen möchte, kann sich vorab unter asta-finanzen@mhb-fontane.de beraten lassen. Antragsberechtigt sind alle Studierenden und AGs aus Studierenden, übrigens auch Promotionsstudierende. Wir freuen uns über jedes (gutgemeinte) studentische Engagement und jede Initiative! Jede:r ist willkommen! Der AStA wird jedes Jahr um den April herum neu gewählt. Darüber hinaus sind wir dabei, aus dem AStA heraus erste thematische Referate zu gründen, in denen man bei Interesse mitarbeiten kann, beispielsweise im gerade entstehenden Referat für Aufklärungsarbeit.
David Lenz: Eine etablierte regelmäßige Sprechstunde mit uns gibt es (noch) nicht, wir können aber überall und immer bei Bedarf einen gemeinsamen Termin vereinbaren. Über unsere Arbeit informieren wir darüber hinaus regelmäßig auf unserer Instagram-Seite @asta_mhb. Wir freuen uns sehr über Likes und Input.
Informationen und Kontakt zum AStA gibt es hier auf Instagram (@asta_mhb).