Strategiewechsel jetzt!
Berlin/Neuruppin, 7. Dezember 2020
In ihrem heute bei De Gruyter veröffentlichten Buch Strategiewechsel jetzt! sehen Gesundheitsexperte Klaus Piwernetz mit seiner 30-jährigen Erfahrung in der Verbindung von Gesundheitsversorgung, Gesundheitsmanagement, Systemtheorie und Telematik und Prof. Edmund Neugebauer, Präsident der Medizinischen Hochschule Brandenburg, in der Corona-Pandemie vor allem auch eine große Chance zur Neuausrichtung unseres Gesundheitssystems. Hierin formulieren sie konkrete Vorschläge für den Weg hin zu einer Gesundheitsversorgung, die Bedarfs- und Patient*innenorientierung, Verantwortung und Transparenz in den Fokus rückt – kurz ein Gesundheitssystem, wie wir es alle verdienen:
„Wir erschöpfen uns in dem Buch nicht in Kritik, sondern wir machen darin konkrete Vorschläge, wie das deutsche Gesundheitssystem neu ausgerichtet werden muss, um die Herausforderungen der nahen Zukunft besser zu bewältigen. Die Corona-Pandemie ist ein gutes Beispiel dafür, dass die meisten Leistungserbringer ihre Arbeit mit hohem Engagement erledigen. Die aktuelle Struktur des Gesundheitssystems verhindert jedoch, dass Kliniken, Ärzt*innen, Pfleger und Schwestern ihren Job noch besser und insbesondere zum Wohle der Patient*innen erledigen können. In unserem Buch zeigen wir, wie Fehlanreize im Gesundheitssystem beseitigt und Hindernisse überwunden werden können. Auch sind wir nicht nur davon überzeugt, dass mit unseren Vorschlägen die Corona-Pandemie schon früher hätte eingedämmt werden können, sondern auch, dass ihre Beachtung das Gesundheitssystem auch für zukünftige Krisen besser wappnet“, so Prof. Neugebauer mit Blick auf die aktuelle Corona-Pandemie.
Zielkonflikte zwischen Versorgungsqualität und Ökonomie auflösen
In der Corona-Pandemie seien insbesondere die hohe Kompetenz der Leistungserbringer und deren Engagement mitentscheidend für den aktuell gerade noch beherrschbaren Verlauf der Pandemie in Deutschland. Gleichzeitig habe die Krise aber auch zahlreiche Probleme in der Gesundheitsversorgung überdeutlich sichtbar gemacht, auf die Fachleute seit Jahren hinweisen. "In unserem Buch zeigen wir mit 15 einfachen Regeln und Konstruktionsprinzipien, wie Gesundheits- und Versorgungsziele definiert werden können, um Verantwortung eindeutig zuzuordnen und Transparenz herzustellen sowie damit letztlich Zielkonflikte zwischen Versorgungsqualität und Ökonomie aufzulösen“, erläutert Prof. Neugebauer.
In dem Buch werden " nicht nur die zentralen Probleme der Gesundheitspolitik leicht verständlich dargestellt, sondern es werden sehr konkrete Empfehlungen gegeben, wie man von der kommunalen Politik bis zur hohen Gesundheitspolitik die Voraussetzungen für eine bessere Versorgung und mehr gemeinsame Verantwortung schaffen kann. Wer nicht will, dass alles bleibt, wie es ist, wer seine Hoffnung auf ein humanes und hochwertiges Gesundheitswesen noch nicht aufgegeben hat und nicht mehr zusehen kann, wie es jeden Tag noch ein Stückchen schlechter wird – kurzum: Wer für die Nachwelt ein besseres System erschaffen möchte, dem sei dieses Buch mit Nachdruck ans Herz gelegt. Es hilft uns allen!", schreibt Dr. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin, in seinem Geleitwort.
Von der Pandemie-Taskforce zum Nationalen Institut für Gesundheit
Die Gesundheitsversorgung sollte sich, so die Grundüberzeugung der beiden Autoren, primär am Bedarf der Bevölkerung und der Patient*innen, an wissenschaftlicher Evidenz und dem großen Potenzial der Leistungserbringer ausrichten. Um dorthin zu gelangen, analysieren die Autoren mit Methoden der Systemtheorie die logischen Beziehungen zwischen den Ebenen im Gesundheitssystem: von der Gesundheitspolitik, über die Selbstverwaltung bis zu den Leistungserbringern und den Patient*innen.
„Die Politik steht aktuell vor der Herausforderung, Entscheidungen treffen zu müssen, damit Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaft einigermaßen beherrschbar bleiben: möglichst wenig Menschen sollen erkranken oder gar sterben, das gesellschaftliche Leben soll halbwegs erträglich sein und die Wirtschaft muss einigermaßen funktionieren. Die Zusammenhänge innerhalb dieser Bereiche und zwischen ihnen sind so komplex, dass weder Politiker noch Wissenschaftler oder Wirtschaftsexperten die Entwicklung insgesamt oder die Wirkung von Maßnahmen im Einzelnen genau genug vorhersagen können. Und genau hier setzen unsere Überlegungen und konkreten Vorschläge an“, so Neugebauer und Piwernetz weiter.
Dabei bleiben sie nicht bei der jüngst geforderten Einrichtung eines Ärztlichen Pandemierates stehen, sondern gehen mit ihrer Forderung nach Einrichtung einer Nationalen Pandemie-Taskforce und der anschließenden Gründung eines Nationalen Instituts für Gesundheit noch wesentliche Schritte weiter. Da die Bedeutung von Daten und Fakten sowie die Evidenzen zum Infektionsgeschehen, zur Epidemiologie und zu Behandlungsmöglichkeiten bundesweit einheitlich seien, müssten diese Daten von Virologen, Infektiologen und Epidemiologen sowie Ethikern und Versorgungsforschern wissenschafts- und evidenzbasiert an einer zentralen Stelle nicht nur erhoben, sondern anschließend auch zur politischen Beratung und Entwicklung von Strategien zur Steuerung intelligenter, abgestufter Interventionen aufbereitet werden. „Sobald neue Erkenntnisse vorliegen, wird das Gremium aktiv. In der Zwischenzeit bleiben Talkshows von widersprüchlichen Individualmeinungen verschont, Redakteure und Moderatoren halten sich professionell zurück. Ebenfalls eingebundene Kommunikations-Profis erstellen ein einheitliches Konzept und sorgen für Transparenz und eine bessere Akzeptanz politischer Entscheidungen in der Bevölkerung“, schildern die beiden Autoren die Vorteile solcher Einrichtungen.
Gesellschaftliche Verantwortung der MHB
„Neben Forschung und Lehre tragen wir als MHB auch eine gesellschaftliche Verantwortung und sehen diese sogenannte ‚Dritte Mission’ als integralen Bestandteil unserer Zukunftsstrategie an. Hierzu gehört nicht nur die Entwicklung von Modellen und Konzepten für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen. Wir sehen es auch als unsere Aufgabe an, die Erkenntnisse zeitnah in die praktische Anwendung zu transferieren. Ich würde es sehr begrüßen, wenn unsere Ideen Eingang in die Diskussion zur Verbesserung der Gesundheits-versorgung im Land Brandenburg finden würden", wünscht sich Neugebauer.
Über die Autoren
Klaus Piwernetz verbindet klinische Tätigkeit als Arzt und systemtheoretische Arbeiten als Diplom-Physiker mit internationaler Projektarbeit in Telematik und Qualitätsmanagement für die Europäische Union und die WHO-Europa. Im Bereich chronischer Krankheiten trug er europaweit zur Strukturierung der Versorgung von Menschen mit Diabetes, Depression und Schizophrenie bei. Ab 2010 baute er das Internet-Portal Qualitätskliniken.de mit Qualitätsdaten von über 150 Kliniken mit auf. Er ist geschäftsführender Hauptgesellschafter der medimaxx health management GmbH. Kontakt: kpi@medimaxx.net.
Edmund A.M. Neugebauer ist Präsident der Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin und des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung. Er war bis zur Emeritierung Inhaber des Lehrstuhls für Chirurgische Forschung und Direktor des Instituts für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM) an der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke. Kontakt: praesident@mhb-fontane.de.
Weitere Details finden sich auch unter: www.strategiewechsel-jetzt.de.
Kontakt:
Dr. Eric Alexander Hoffmann
Leiter Kommunikation und Hochschulsprecher
E-Mail: eric.hoffmann@mhb-fontane.de
Fon: +49 3391 39-14160