Bundespräsident Steinmeier
Staatsbesuch an der Medizinischen Hochschule Brandenburg

Neuruppin, 03. Juli 2025
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte am Donnerstagvormittag, dem 3. Juli, im Rahmen seiner Besuchsreihe „Ortszeit Deutschland“ die Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB) und das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg. Mitten im Studienbetrieb hieß ihn MHB-Präsident Prof. Hans-Uwe Simon gemeinsam mit Kanzler Dr. Gerrit Fleige willkommen.
Für Bundespräsident Steinmeier ist die MHB keine unbekannte Einrichtung. Bereits als Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis 60, zu dem Brandenburg an der Havel und das dortige Uniklinikum gehören, verfolgte er die Gründung und den Aufbau der MHB vor dem Hintergrund des damals schon spürbaren Ärztemangels. „Ich kann mich noch gut an die Geburtswehen erinnern“, sagte Frank-Walter Steinmeier.
Austausch mit Studierenden: Praxisnähe und regionale Bindung
Sein Interesse galt zu Beginn vor allem den Studierenden und deren Einschätzung. Nach vielen kurzen Begegnungen kam er in der Bibliothek mit den Medizinstudierenden Madeleine Hanley, Gabriel Walter und David Lenz (Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses) ins Gespräch. Besonders interessierte ihn, wie sich die Studierenden bei der Gestaltung der Hochschule einbringen können und wie hoch die Chance ist, dass sie nach ihrem Studium tatsächlich in Brandenburg bleiben – auch ohne Klinikstipendium.
„Die Chance ist sehr groß. Was man sich in sechs Jahren Studium aufgebaut hat, die Freundschaften und die Kontakte, die man geknüpft hat, das gibt man nicht ohne Weiteres auf“, erklärte David Lenz. Er betonte zudem, dass immer mehr junge Menschen das Leben in einer Kleinstadt mit all ihren Angeboten zu schätzen wissen.

Notfalltag: Bundespräsident im praktischen Einsatz
Wie ein kleiner Teil der praktischen Ausbildung an der MHB abläuft, erlebte Bundespräsident Steinmeier kurz darauf hautnah beim Notfalltag. Hier trainieren Medizinstudierende im geschützten Rahmen mit erfahrenen Ärztinnen und Ärzten komplexe und sehr authentische Notfalleinsätze, bei denen jede Sekunde zählt. Die Studierenden profitieren dabei von der großen Erfahrung der Mediziner, die ihnen im Anschluss direktes Feedback geben.
Im SimLab war der Bundespräsident nicht nur Zuschauer. Bei der Simulation eines Ernstfalls – ein Patient leidet unter Atembeschwerden und muss plötzlich reanimiert werden – legte das Staatsoberhaupt unter Anleitung von Patrick Vetterling (10. Semester Humanmedizin) selbst einen Tubus bei „Apollo“ an, einer Puppe, an der zahlreiche Vitalfunktionen und deren Störungen realitätsnah simuliert werden können.
Besondere Merkmale der MHB: NC-freie Zulassung und Persönlichkeitsentwicklung
MHB-Präsident Prof. Hans-Uwe Simon bedankte sich bei Bundespräsident Steinmeier für dessen großes Interesse an der MHB und ihren Ausbildungsformaten. „Wir schätzen es sehr, dass sie hier persönlich und offen sprechen“, sagte er.
Frank-Walter Steinmeier stellte fest, dass viele Studierende ihm klar gesagt haben, dass die Möglichkeit, NC-frei an der MHB zu studieren, ein Hauptgrund für ihre Entscheidung war. „Die Abiturnote ist eben nicht das einzige Merkmal, was einen guten Mediziner ausmacht“, so Prof. Simon. Es gehe auch um Empathie, Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit. „Die Entwicklung der Persönlichkeit ist auch ein Teil des Programms der MHB“, sagte er weiter.
Kanzler Dr. Fleige ergänzte, dass bereits bei der Auswahl der Studierenden darauf geachtet wird, dass diese sich eine Tätigkeit auf dem Land vorstellen können. Dr. Holger Stege, Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (ukrb), bestätigte, dass die an der MHB ausgebildeten Studierenden in den Krankenhäusern auf offene Arme treffen: „Wenn sie fertig sind mit ihrer Prüfung, können Sie am nächsten Tag kommen und arbeiten“, fasste er seinen Eindruck zusammen.
Um dem Ärztemangel entgegenzuwirken, bildet die MHB aber nicht nur Studierende aus. Sie bietet auch Ärztinnen und Ärzten mit einem ausländischen Hochschulabschluss eine Vorbereitung auf die Kenntnisprüfung an der Landesärztekammer an. Pro Jahr nehmen etwa 40 bis 50 Mediziner dieses Angebot in Anspruch.
Lob des Bundespräsidenten für das Konzept der MHB
„Es waren vor allem die Bedenken, die es zur Zeit der Gründung der MHB gab und die überwunden werden mussten. Insofern habe ich mich heute wirklich gefreut, hierherzukommen, die Studentinnen und Studenten zu sehen und auch zu sehen, dass ein guter Teil der Studenten, die hier ihren Abschluss machen, sich verpflichten, in der Region zu bleiben oder sich privat schon so weit gebunden haben, dass es außer der guten Ausbildung hier noch andere sehr gute Gründe gibt, hierzubleiben und der Gesundheitsversorgung zur Verfügung zu stehen“, so der Bundespräsident bei der abschließenden Gesprächsrunde.