Internationale Experten tauschen sich in Neuruppin aus
Risiken für die Gesundheit berechnen, kommunizieren und verstehen

Neuruppin, 21. Juli 2023
Ein neuer internationaler Workshop bringt an der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) in Neuruppin Statistiker*innen, Epidemiolog*innen, Psycholog*innen und Kliniker*innen zusammen. Sie tauschen sich über Ergebnisse zur Berechnung von Risiken für Erkrankungen aus und darüber, wie diese Risikoberechnungen für eine bessere Versorgung von gesunden Menschen und Patient*innen genutzt werden kann.
Jeder kann heute auf einfache Art im Internet sein/ihr persönliches Risiko für eine bestimmte Erkrankung (oder deren Heilung) in der Zukunft berechnen lassen. Ärzt*innen benutzen einige dieser Risikorechner in der klinischen Praxis zur Entscheidungsfindung über die Behandlung von Patient*innen. Weitverbreitet ist zum Beispiel das Breast Cancer Risk Assessment Tool, auch Gail-Modell genannt, nach dem Statistiker und Arzt Dr. Mitchell Gail vom Nationalen Krebsinstitut der USA. Mit diesem Modell kann eine Frau ihr Brustkrebsrisiko berechnen. Die Qualität dieser Berechnungen schwankt, und Aussagen wie „Sie haben ein Lebenszeitrisiko von 11.1 Prozent, an Brustkrebs zu erkranken“ werden von Patient*innen unterschiedlich verstanden. Eine präzise Berechnung von Gesundheitsrisiken und eine angemessene Kommunikation sind Voraussetzungen für einen Nutzen der Patient*innen.
Organisiert vom Zentrum für Klinische Studien (ZKS) der MHB fand vom 13. bis 15. Juni 2023 der internationale Workshop „Risk Prediction, Communication and Perception in Health“ statt, was so viel heißt wie „Vorhersage, Vermittlung und Verständnis von Gesundheitsrisiken“. Prof. Dr. Michael Hauptmann, Leiter des ZKS und des Instituts für Biometrie und Registerforschung an der MHB, begrüßte dazu mehr als 60 Wissenschaftler*innen aus sieben Ländern, die aktuelle Forschungsergebnisse zur Berechnung und der Übermittlung von Gesundheitsrisiken in Neuruppin vorstellten und diskutierten. Unter den Teilnehmenden waren junge Doktorand*innen sowie erfahren Wissenschaftler*innen wie zum Beispiel Dr. Mitchell Gail, aber auch Sir Nicholas Wald aus London, der den Zusammenhang zwischen Folsäuremangel bei schwangeren Frauen und dem offenen Rücken ihrer Neugeborenen entdeckt hat.
Ein Fazit des Workshops war, dass Wissenschaftler*innen die Verantwortung tragen, Risikoberechnungen streng auf ihren direkten Nutzen für Patient*innen zu prüfen und diesen Nutzen zu quantifizieren. Nur dann ist es Patient*innen und Kliniker*innen möglich, nützliche Risikorechner von anderen zu unterscheiden.
Prof. Hauptmann ist mit dem Workshop sehr zufrieden: „Ich danke der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die Unterstützung des Workshops und freue mich, dass so viele Wissenschaftler aus Deutschland, USA, Großbritannien und den Niederlanden den Weg zur MHB nach Neuruppin auf sich genommen haben, um drei Tage mit intensivem Austausch zu verbringen. Aus dem Workshop und den neuen Kontakten werden sicher interessante Forschungsideen hervorgehen.“
Weitere Informationen und Kontakt auf der MHB-Website.