Feierliche Immatrikulation
Neue Generation für die MHB: Hochschule begrüßt 150 neue Studierende
Neuruppin, 4. Oktober 2024
Die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) begrüßte am Freitag rund 150 neue Studierende. In einem feierlichen Rahmen wurden in der Kulturkirche in Neuruppin 69 angehende Mediziner:innern und 52 Bachelor-Studierende im Psychologie-Studiengang zum Wintersemester immatrikuliert. Mit ihnen starten außerdem 31 Masterstudierende der Psychotherapie und weitere 13 Promotionsstudierende.
„Liebe Studierende, Ihr Studienstart fällt in eine Zeit, die global gesehen durch Kriege, Krisen, Katastrophen und eine relativ große Unsicherheit geprägt ist. In diesem Jahr standen und stehen einige richtungsweisende Wahlen an. Was wir dabei erleben ist, dass Europa und Deutschland vor großen Herausforderungen stehen“, sagte MHB-Präsident Prof. Hans-Uwe Simon in seiner Rede. Er erinnerte dabei an die hitzigen Diskussionen um die Corona-Nachbereitung, die Debatten um die aktuellen gewaltsamen Auseinandersetzungen in Ost-Europa und im Nahen Osten, an die Herausforderungen im Umgang mit extremistischen Parteien, die Migration – alles das droht „unsere Gesellschaft zu spalten und unser Vertrauen in Demokratie, Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit zu schwächen.“ Die MHB steht für eine vielfältige, solidarische, freiheitliche und liberale Gesellschaft und betrachtet daher das Erstarken antidemokratischer, extremistischer Parteien mit großer Sorge, nicht nur in Amerika und in Europa, sondern auch in Brandenburg. „Weltoffenheit, Respekt, Demokratie und Freiheit sind Werte, für die ich auch ganz persönlich stehe und die unser Land nicht nur zu einem gerechten und lebenswerten, sondern auch zu einem wirtschaftlich starken Land gemacht haben und auch zukünftig machen werden. Sie, als Studierende der MHB und zukünftige Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen, haben eine besondere Verantwortung, wenn es darum geht, Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer Hautfarbe, ihrer geschlechtlichen Identität oder ihrer sexuellen Orientierung gleichzubehandeln, mit Empathie zu begegnen und sie vor Erkrankungen zu schützen“, betonte Prof. Simon.
Die MHB lässt Studierende über den Tellerrand blicken
Nicht alles, was Menschen leiden lässt, ist durch Medizin und Psychologie zu lösen, sagte Prof. Christine Holmberg, Dekanin der Fakultät für Medizin und Psychologie, in Ihrer Rede. Das Studium bilde die Studierenden zwar aus, handlungsfähig zu sein als Psycholog:innen oder Medizin:erinnen. „Handlungsfähig zu sein, Menschen zuzuhören, Fakten zusammenzutragen und basierend auf diesen Fakten im Zusammenspiel mit dem Gehörten, Wege aufzuzeigen, wie sie den Einzelnen wieder in ihre eigene Handlungsfähigkeit bringen. Ihn und sie dabei unterstützen, ein Leben in Gesundheit zu meistern. Sie werden in ihrem Studium auch lernen, wie sie mit den Grenzen ihrer Handlungsfähigkeit als Professionelle umgehen können und müssen“, sagte sie. Denn nicht alles, was den Menschen leiden lässt, können Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen lösen. Sehr vieles sogar liegt außerhalb der unmittelbaren Handlungsfähigkeit und dem gesetzlichen Rahmen, in dem die Studierenden und künftigen Mediziner:innen und Psychotherapeut:innen agieren. „Diese Begrenzung kann schwer auszuhalten sein. An dieser Fakultät und Universität stellen wir auch das in den Mittelpunkt der Lehre. Zum einen, indem wir sie über den Tellerrand blicken lassen, ihrer jeweiligen Disziplinen, damit sie wissen, wen Sie wie zu Rate ziehen können oder mit wem Sie kluge Kooperationen eingehen, um Menschen an anderer Stelle Hilfe geben zu können. Zum anderen aber auch dadurch, dass wir Beziehung und damit auch Kommunikation als zentrale Lehrstruktur in ihren Studiengängen verankert haben“, so Prof. Holmberg.
Mit ihren drei Universitätskliniken im Verbund und ihren vier Campusstandorten Bernau, Brandenburg an der Havel, Neuruppin und Rüdersdorf steht die MHB seit mittlerweile 10 Jahren für praxisorientierte und wissenschaftsbasierte Lehrkonzepte sowie für die Einheit von Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Damit ermöglicht die MHB ihren derzeit fast 1000 Studierenden ein Studium auf höchstem medizinischem, psychotherapeutischem und akademischen Niveau, bei dem auch eine Promotion möglich ist.
"Hier lernen wir, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten und einander zu unterstützen"
Einer derjenigen, die bereits an der MHB studieren, ist Daniel Krüger, der sich selbst im Master-Studiengang „schon zu den älteren Psychologie-Hasen“ zählt. In seinem Grußwort an die Erstsemester zeigte er sich überzeugt, dass diese sicher gespannt und motiviert in ihr Studium starten, um „hier Spitzenleistungen zu erbringen“, eine tolle Zeit zu verbringen oder sich in der Hochschule zu engagieren. „Das ist aber keineswegs eine Erwartungshaltung, die wir hier an euch stellen, macht euch da keine Sorgen, denn jeder macht in seinem Tempo, was jeder in seinem Tempo schafft. Dafür stehen wir schließlich auch gewissermaßen als zukünftige Psychotherapeut:innen. Was ich euch allerdings versichern kann, ist, dass einige von euch mit Sicherheit selbst auf den Geschmack kommen, wie cool es sein kann, sich in was reinzuhängen, von dem man selbst überzeugt ist und dass man vielleicht sogar selbst vorangebracht hat oder gerne voranbringen möchte. Da stehen euch die Türen und Tore der MHB offen“, sagte Daniel Krüger.
Ilias Aasim studiert im dritten Semester Medizin an der MHB. Für ihn ist die Uni „weit mehr als nur ein Ort des Studierens. Sie ist ein Ort der Freundschaft, der persönlichen Entwicklung“, sagte der gebürtige Kölner zur Begrüßung. „Die MHB bietet nicht nur eine erstklassige medizinische Ausbildung, sondern auch ein echtes Zuhause. Hier lernen wir, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten und einander zu unterstützen – sei es beim Lernen, im Rahmen des SkillsLab oder auch in der Freizeit. Der Zusammenhalt, den wir hier erleben, wird uns nicht nur durch das Studium tragen, sondern auch später in unserer Karriere als Ärztinnen und Ärzte von unschätzbarem Wert sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass das, was wir hier lernen – sei es in der Praxis, in der Forschung oder – uns prägen und uns dabei helfen wird, die Ärztinnen und Ärzte zu werden, die wir uns erträumen“, so der Medizin-Student. Er erinnerte in seinem Grußwort auch an ein Zitat des Weltärztebundes: „Ich werde nicht zulassen, dass Erwägungen von Alter, Krankheit oder Behinderung, Glaube, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politischer Zugehörigkeit, Rasse, sexueller Orientierung, sozialer Stellung oder jeglicher anderer Faktoren zwischen meine Pflichten und meine Patientin oder meinen Patienten treten.“ Man sollte sich das immer vor Augen galten, egal wo man ist oder welche Rolle man spielt, meint Ilias Aasim. „Arzt oder Ärztin zu sein, ist für mich keine bloße Berufung, sondern eine Leidenschaft, die man überall lebt, nicht nur im weißen Kittel“, sagte er. Besonders in der aktuellen geopolitischen Situation, in der autoritäre Regime, Kriege und Menschenrechtsverletzungen an vielen Orten der Welt zunehmen, wird das ärztliche Versprechen zu einem stillen Akt der Verteidigung dieser Grundrechte.
Auch Prof. Dr. Thomas Stamm, Prodekan für Studium und Lehre an der MHB, und Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher richteten weitere Grußworte an die Erstsemester. "Die MHB ist eine Erfolgsgeschichte in und für das Land Brandenburg. Die MHB ist ein wichtiger Bestandteil unserer Hochschullandschaft", sagte Ursula Nonnemacher nachdem sie deren Entwicklung skizziert hatte. Die staatliche Universitätsmedizin, die am 1. Juli dieses Jahres gegründete Medizinische Universität Lausitz Carl Thiem (MUL) stelle deshalb auch keine Konkurrenz für die MHB dar, sondern ergänze das Angebot an Lehre, Forschung und Versorgung in der Medizin. Ursula Nonnemacher zeigte sich überzeugt, dass eine Zusammenarbeit zwischen MHB und MUL gewinnbringend sein wird und den Gesundheits- sowie Wissenschaftsstandort Brandenburg stärken wird. "Der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung wird das in jedem Fall zugutekommen", so die Ministerin.
Der Nachmittag wurde von Carla Kniestedt moderiert. Für die musikalische Untermalung sorgte das Berlin-Jazz-Ensemble, geleitet von Prof. Dr. Johannes Albes, einem echten Multitalent: Musiker und Kardiochirurg in einer Person.