Forschung
MHB-Studierende entwickeln neue Wege für digitale Lehre in der Medizin

Neuruppin, 24. Oktober 2024
Wie können digitale Lehrformate die praktische Ausbildung von Medizinstudierenden effektiv unterstützen? Zwei Studierende der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) haben sich dieser Frage angenommen und ihre Forschungsergebnisse auf internationalen Konferenzen präsentiert.
Im Zuge der Covid-19-Pandemie ist E-Learning auch für praktische Fertigkeiten immer wichtiger geworden. Die Corona-Pandemie hat die Bedeutung digitaler Lehrformate in der Medizin deutlich erhöht. Doch welche digitalen Methoden eignen sich am besten, um Studierende praxisnah auszubilden? Die Digitalisierung wird in Zukunft ein wichtiger Bestandteil der ärztlichen Tätigkeit sein. Offen war bisher die Frage, wie ein digitales Curriculum in ein bestehendes Lehrprogramm integriert werden kann. Diesen Fragestellungen widmen sich die Promotionsarbeiten von Lilly Vilsecker und Sebastian Weiss (beide 8. Semester, Bild). Im Sommer wurden die Arbeiten auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) in Fribourg (Schweiz) als auch bei der Association for Medical Education in Europe (AMEE) in Basel (Schweiz) vorgestellt.
Lilly Vilsecker erforscht in ihrer Promotion die Effektivität verschiedener Online- und Präsenzlehrformate im Vergleich. „Ziel ist es, die Evidenzen zur Effektivität von Online- und Präsenz-Lehrmethoden für praktische Fähigkeiten im Vergleich zu kartieren und zu erörtern, welche Formate auch nach der Pandemie weiter genutzt und weiterentwickelt werden sollten“, erklärt Vilsecker. Insbesondere wurde dabei auch den Fragen nachgegangen, welche Lehrformate bisher untersucht wurden, wie sich diese voneinander unterscheiden und welche Einflussfaktoren die Wirksamkeit der verschiedenen Lehrmethoden erklären können.
„Mit dieser Arbeit soll ein Beitrag zur weiteren Verbesserung der praktischen Ausbildung von Medizinstudierenden, primär an der Medizinischen Hochschule Brandenburg mit ihrer dezentralen Struktur, geleistet und gleichzeitig eine Grundlage für zukünftige Forschungsarbeiten geschaffen werden“, so Dr. Stefan Reinsch vom Zentrum für Studiengangsentwicklung, Ausbildungs- und Weiterbildungsforschung Brandenburg (ZSAW-BB).
Den Fokus auf die Herausforderung, neue Lehrinhalte am Beispiel von digitalen Kompetenzen in ein bestehendes Ausbildungscurriculum zu integrieren, setzt Sebastian Weiss in seiner Arbeit: „An einem MHB eigenen Fallbeispiel versuchen wir zu verstehen, welche Widerstände es bei der Curriculumsentwicklung zu überwinden gilt, und wie man mit ihnen konstruktiv umgeht“, so Weiss. Dabei wird eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe begleitet, die versucht, ein Kooperationsprojekt von Studierenden der Humanmedizin und Medizininformatik im Curriculum als Pilotprojekt zu implementieren – und im ersten Anlauf scheitert. „Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, bereits bei der Planung von neuen Curriculumsinhalten mögliche Widerstände einzukalkulieren und darauf reagieren zu können“, erläutert Dr. Julia Schendzielorz aus dem ZSAW-BB, die die beiden Promovenden unterstützt.
„Eine Besonderheit der beiden Promotionsprojekte besteht darin, dass beide Forschungsideen aus dem Wissenschaftspraktikum resultierten und im Anschluss weiterentwickelt wurden“, erklärt Prof. Stefanie Oess, Leiterin des Zentrums für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung (ZSAW-BB), und Hauptbetreuerin der Promotionsarbeiten.
„Dass die Promotionsprojekte bei der internationalen AMEE Jahrestagung Ende August in Basel vorgestellt werden konnten, kann als Meilenstein in der Forschungsarbeit der beiden Promovierenden verstanden werden“, so Prof. Olaf Ahlers, Professor für Gesundheitswissenschaftliche Ausbildungsforschung und evidenzbasierte Lehr- und Lernmethodik, Co-Leiter des ZSAW-BB und Zweitbetreuer der Promotionsarbeiten.
Die Teilnehmenden der Konferenzen zeigten besonderes Interesse an der Frage, wie sich die soziale Interaktion in digitalen Lernumgebungen fördern lässt, um den Lernerfolg zu steigern. Die internationale Diskussion zeigte, dass neben der Methodik vor allem die Notwendigkeit besteht, Implementierungsstrategien für digitale Lehrinhalte in medizinischen Curricula eingehender zu untersuchen.
Weitere Informationen über die Promotionsprojekte sind hier, auf der Seite der Integrierten Arbeitsgruppe Ausbildungsforschung, zu finden