Forschung
Gene oder Strahlendosis: Was beeinflusst die Strahlenempfindlichkeit?

Neuruppin, 18. Februar 2025
Wie empfindlich reagiert der Körper auf Strahlung? Spielen dabei unsere Gene eine entscheidende Rolle? Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Radiation Research, ist diesen Fragen nachgegangen. Luca Caramenti, Statistiker am MHB-Institut für Biometrie und Registerforschung, leitete die Untersuchung der genetischen Komponente der Strahlenschäden, an der auch das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (ukrb) in Neuruppin, das Klinikum in Kielce in Polen sowie die Universität Stockholm beteiligt waren.
Für die Studie wurden in beiden Krankenhäusern rund 100 Patient*innen ausgewählt, die in den vergangenen Jahrzehnten zweimal nacheinander wegen verschiedener Tumorerkrankungen mit Radiotherapie behandelt wurden. Die Nebenwirkungen der Strahlentherapien wurden zwischen den Patient*innen und innerhalb der Patient*innen statistisch mit Varianzkomponentenmodellen verglichen.
Es ergab sich, wie erwartet, keine Evidenz für eine relevante genetische Komponente. Dr. André Buchali, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am ukrb und Behandelnder eines Teils der Studienteilnehmer, sagt: „Trotz der begrenzten Anzahl an Patient*innen zeigt das Ergebnis dieses eleganten Studiendesigns, dass eine personalisierte Deeskalation der Radiotherapie bei Krebspatienten mit angeborener erhöhter Strahlensensitivität in der täglichen Routine nicht anwendbar ist.“ Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Studie die Bedeutung der Strahlendosis als Hauptfaktor für die Strahlenempfindlichkeit unterstreicht. Genetische Faktoren scheinen eine geringere Rolle zu spielen.
Caramenti L, Wołowiec P, Kędzierawski P, Góźdź S, Buchali A, Hauptmann M, Wojcik A. Individual Sensitivity for Radiotherapy-related Adverse Tissue Reactions in Patients Treated Twice for Metachronous Cancers. Radiat Res. 2025 Jan 14. doi: 10.1667/RADE-24-00226.1. Epub ahead of print. PMID: 39805311.