Forschung
Ergebnisse zur geschlechtersensiblen Gesundheitsforschung vorgestellt

Brandenburg an der Havel/Bremen, 14. Dezember 2022
Am vergangenen Freitag, den 9. Dezember 2022 fand in Brandenburg an der Havel ein Symposium des Forschungsprojektes AdvanceGender statt, das vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, dem Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen und dem Robert Koch-Institut (RKI) durchgeführt wurde. In AdvanceGender wurden zwischen 2017 und 2022 Methoden für eine geschlechtersensible Gesundheitsforschung und Gesundheitsberichterstattung entwickelt, die im Rahmen des Symposiums vorgestellt und diskutiert wurden.
Die beteiligten Institutionen stellten auf der Veranstaltung außerdem die Webseite www.advancegender.info vor, auf der die entwickelten Methoden und Tools frei zugänglich sind. Die Internetseite richtet sich an das Fachpublikum sowie an Studierende der Gesundheitswissenschaften, Gesundheitsberichterstattung, Medizin und Sozialwissenschaften. Die Webseite ist aus dem Verbundprojekt AdvanceGender entstanden, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wird.
„Forschung und Gesundheitsberichterstattung sind aus unserer Sicht dann geschlechtersensibel, wenn wir in der Lage sind, gesellschaftliche Dimensionen von Geschlecht adäquat abzubilden. Damit sind beispielsweise die gesundheitlichen Auswirkungen von Geschlechtsdiskriminierung gemeint. Ein fundiertes Wissen über diese Zusammenhänge ist notwendig, um geeignete Maßnahmen zur Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten abzuleiten“, erklärt Prof. Dr. Christine Holmberg, Leiterin und Sprecherin des Forschungsverbunds AdvanceGender.
Geschlechtsdiskriminierung könne dabei jedoch nicht isoliert, sondern nur in Wechselwirkung mit Diskriminierung aufgrund weiterer Kategorien sozialer Ungleichheit wie ethnische Herkunft, Armut, Sexualität oder Behinderung betrachtet werden. „Es ist beispielsweise bekannt, dass sich die Qualität der medizinischen Behandlung innerhalb der Gruppe der Frauen je nach ethnischer Herkunft unterscheiden kann. So fanden sich in den USA Hinweise darauf, dass Schwarze Frauen, also Frauen, die sich selbst als Schwarz bezeichnen und negativ von Rassismus betroffen sind, bei einem Herzinfarkt schlechter behandelt werden als weiße Frauen“, erläutert Dr. Philipp Jaehn, Koordinator des Forschungsverbunds und Mitarbeiter am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie. Das Konzept der Intersektionalität, das in AdvanceGender Anwendung findet, integriere diese Erkenntnis der gegenseitigen Abhängigkeit von Kategorien sozialer Ungleichheit.
Um neue Ansätze für eine geschlechtersensible Forschung und Gesundheitsberichterstattung zu ermöglichen, wurden in AdvanceGender beispielsweise neue Methoden für die statistische Datenanalyse entwickelt. „Bei der statistischen Analyse der Daten aus epidemiologischen Gesundheitsstudien steht die Wissenschaft aktuell vor der Herausforderung, geschlechtertheoretische und intersektionalitäts-informierte Konzepte angemessen zu integrieren. Mit unserer Forschung konnten wir zeigen, welchen Mehrwert geschlechtersensible und intersektionalitäts-informierte Datenanalysestrategien für die Gesundheitsberichterstattung haben können“, so Prof. Dr. Gabriele Bolte, IPP der Universität Bremen, Leiterin des Teilprojekts AdvanceDataAnalysis.
Zu den weiteren Ergebnissen des Projekts AdvanceGender gehören unter anderem Lösungsansätze für die Beschreibung von Studienteilnahme, für die Interpretation von Forschungsergebnissen und für die Planung von Gesundheitsberichten.
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. phil. Christine Holmberg, MA, MPH
Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane
Professorin für Sozialmedizin und Epidemiologie
E-Mail: christine.holmberg@mhb-fontane.de
Telefon: +49 3381 41-1281
Kontakt für Medien:
Dr. Eric Alexander Hoffmann
Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane
Leiter Kommunikation und Hochschulsprecher
E-Mail: eric.hoffmann@mhb-fontane.de
Telefon: +49 3391 39-14160