Forschung
Bildung und Einkommen: Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Neuruppin, 20. November 2024
Soziale Ungleichheit ist ein wachsendes Problem in vielen Gesellschaften. Nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Gesundheit ist davon betroffen. Eine neue Studie zeigt, wie eng der Zusammenhang zwischen Bildung, Einkommen und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. David Füller, MHB-Alumnus aus dem 3. Jahrgang Humanmedizin und aktuell Assistenzarzt in der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel stellte vom 15. bis 18. November 2024 in Chicago auf den Scientific Sessions 2024 sein Poster zu einer neuen Studie vor. Diese beschäftigt sich mit den Auswirkungen von sozioökonomischen Faktoren auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und entspricht damit den Themen, die bei dem Kongress behandelt werden. Denn die von der American Heart Association ausgerichtete Wissenschaftskonferenz bietet jährlich eine umfassende Übersicht über die neuesten Fortschritte in der Prävention, Diagnose und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Veranstaltung ist zudem eine der größten jährlichen Konferenzen im Bereich der Herz-Kreislauf-Forschung.
„In unserer letzten Studie haben wir untersucht, wie sich Bildung und Einkommen auf drei häufige und schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirken, beziehungsweise das Risiko, eine Verschlusskrankheit der Herzgefäße, Verschluss von Beinarterien oder Schlaganfall zu erleiden steigern. Dabei haben wir festgestellt, dass ein niedrigerer Bildungsabschluss oder ein niedrigeres Einkommen mit einem vergleichbaren Risiko für diese Erkrankungen verbunden sind wie bekanntere Risikofaktoren wie zum Beispiel Diabetes oder Rauchen“, erklärt David Füller. In der Studie mit fast 400.000 Teilnehmenden in der United Kingdom Biobank konnte gezeigt werden, dass Bildung und Einkommen einen direkten und starken Einfluss auf das Risiko für ausgewählte Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, der unabhängig von Faktoren wie Wohnort oder bereits bestehenden Risikofaktoren ist. Der Einfluss dieser beiden Größen ist vergleichbar oder manchmal sogar stärker als der von anderen, oft bekannteren Risikofaktoren, so Füller.
Das Abstract zum Poster ist online hier verfügbar. „Diese Arbeit ist ein erster, aber sehr wichtiger Schritt, die lange bekannten Unterschiede in der Prävalenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen anhand der sozioökonomischen Determinanten von Gesundheit nicht nur anzuerkennen und in Studien zu beschreiben, sondern diese in der Klinik bald strukturell zu erfassen und in der Therapie mitzuberücksichtigen. Bis dahin ist es zwar noch ein kleiner Weg, aber in Brandenburg fangen wir damit an“, sagt David Füller.
Diese aktuelle Arbeit ist ein gemeinsames Projekt der Forschungsgruppe in Brandenburg an der Havel von Prof. Dr. med. Oliver Ritter, Professor für Innere Medizin und Kardiologie, und dem Emory Clinical Cardiovascular Research Institute an der Emory University in Atlanta, GA, USA. Weitere gemeinsame Projekte werden folgen, ebenso wie eine Publikation zu den Ergebnissen dieser Studie, die jetzt in Chicago vorgestellt wurde. Das Forschungsprojekt wurde zudem von verschiedenen Seiten unterstützt. „Ich freue mich sehr, dass ich für diese Arbeit eine interne Forschungsförderung von der MHB, einen American Heart Association (AHA) Council on Quality of Care and Outcomes Research (QCOR) Early Career Investigator Travel Grant über je 1000 Euro/US-Dollar sowie den Paul Dudley White International Scholar Award für das beste Abstract/Poster auf dem Kongress, das aus Deutschland eingereicht wurde, erhalten habe“, bedankt sich David Füller.