Forschung
MHB leistet einen wichtigen Beitrag zur Epidemiologie ionisierender Strahlung

Neuruppin, 18. Oktober 2024
Die Radiation Research Society veröffentlichte im August 2024 eine Platinausgabe ihrer 1954 gegründeten Zeitschrift Radiation Research. Die Ausgabe enthält einen 55-seitigen Überblick über die wichtigsten epidemiologischen Studien zur Exposition gegenüber ionisierender Strahlung. „Wir beleuchten historische und aktuelle Erkenntnisse über strahlenbedingte Risiken für die Inzidenz und Mortalität von Krebs und andere Erkrankungen mit Schwerpunkt auf Studiendesign und Methoden der Expositionsbewertung und Dosisabschätzung sowie einer kurzen Betrachtung von Quellen für Verzerrungen (Bias) in einigen der wichtigsten Studien“, heißt es dazu in dem Heft. Unter den 816 zitierten Studien sind 10 mit Beteiligung des Instituts für Biometrie und Registerforschung der Medizinischen Hochschule Brandenburg Neuruppin Theodor Fontane, das seit 2019 von Prof. Dr. Michael Hauptmann geleitet wird. Das Institut entwickelt und wendet innovative methodische und statistische Ansätze an, um die komplexen Zusammenhänge von Krankheiten zu entschlüsseln und so neue Erkenntnisse für Prävention und Therapie zu gewinnen.
Mehrere MHB-Studien zeigen, dass die Exposition gegenüber niedrigen Strahlendosen aus Computertomographie-Untersuchungen bei Kindern mit einem erhöhten Risiko für Gehirntumore und Leukämie verbunden ist (Hauptmann et al, Lancet Oncol 2023; Bosch de Basea et al, Nat Med 2023). Diese Ergebnisse beruhen auf einer europäischen Kohorte von fast einer Million Kindern, die CT-Scans erhielten. Ihre Strahlenbelastung wurde mithilfe eines komplexen Dosimetriesystems quantifiziert (Thierry-Chef et al, Radiat Res 2021). Drei Kapitel einer monographischen Übersichtsarbeit befassen sich mit Aspekten epidemiologischer Studien über ionisierende Strahlung in niedrigen Dosen und Krebs, einschließlich Confounding und Selektionsverzerrungen, und präsentieren eine Meta-Analyse, die deutliche Hinweise darauf liefert, dass niedrige Dosen mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden sind (Berrington de Gonzalez et al, J Natl Cancer Inst Monogr 2020; Schubauer-Berigan et al, J Natl Cancer Inst Monogr 2020, , Hauptmann et al, J Natl Cancer Inst Monogr 2020).
Zwei weitere Übersichten fassen die Erkenntnisse über die Exposition gegenüber niedrigen Dosen ionisierender Strahlung im Kindesalter zusammen (Little et al, Environ Int 2022, Little et al, Sci Total Environ 2022). Eine weitere Reihe von Veröffentlichungen befasst sich mit den Folgen der Exposition gegenüber therapeutischer Strahlung und bewertet die Auswirkungen des bestrahlten Volumens auf das Risiko einer späteren Krebserkrankung der Brust (Roberti et al, J Natl Cancer Inst 2022 ) und der Speiseröhre (Journy et al, Radiother Oncol 2020) bei Überlebenden von Hodgkin-Lymphomen und Brustkrebs. Schließlich wird in einer bahnbrechenden Studie das erste Modell zur Vorhersage des Brustkrebsrisikos bei Überlebenden von Krebserkrankungen im Kindesalter vorgestellt, die mit einer Brustbestrahlung behandelt wurden (Moskowitz et al, J Clin Oncol 2021).
„Die Sonderausgabe von Radiation Research unterstreicht die Bedeutung der MHB-Forschung für das Verständnis der Risiken ionisierender Strahlung. Die Ergebnisse haben sowohl für die medizinische Praxis als auch für die Entwicklung von Strahlenschutzrichtlinien weitreichende Konsequenzen – insbesondere bei der Behandlung von Kindern, bei denen die Strahlenbelastung so gering wie möglich gehalten werden muss“, sagt Prof. Hauptmann.